Buhnen

[391] Buhnen (Höfter, Kribben, Schlechten, Schiengen, Schlickfänge, Schlickzäune, Spickdämme, Stacken, Traversen, Wuhre u.s.w.), künstlich angelegte, dauerhaft aus Faschinen, Steinwürfen oder Erddämmen mit Spuntwänden hergestellte, vom festen Ufer ausgehende Einbauten in fließende Gewässer, dazu benimmt, dem Ufer gegen die bei höheren Wasserständen auftretenden Strömungen Schutz zu gewähren oder diese Strömungen zu beabsichtigten Aenderungen des Flußlaufes bezw. seiner Ufer auszunutzen.

Je nach ihrem Zwecke überragen die Bühnen den normalen Hochwasserstand oder liegen als Grundschwellen stets unter Wasser. Dienen sie in der Hauptsache dem Uferschutz, so nennt man sie Schutzbuhnen; außerdem errichtet man sie zu Absperrungen von Seitenarmen (Sperrbuhnen), zu Ablenkungen des Stromstrichs bei Flußspaltungen (Spaltbuhnen, Schöpfbuhnen), zu Regulierungen des Einlaufs der Nebenflüsse in die Hauptflüsse (Trennungsbuhnen oder Separationswerke), zu Erhöhungen der ganzen Flußsohle (die ganze Breite des Flusses überquerende Grundschwellen), zu Vertiefungen des Flußbettes (Rauschbuhnen), zur Schließung des Einriffes (Winkelbuhnen, Bogenbuhnen), zur Herbeiführung von Verlandungen (Anhägerungsbuhnen, Bildungsbuhnen, Fangbuhnen, Verlandbuhnen), zur Abtragung von Ufern (Treibbuhnen) u.s.w. Der im festen Ufer eingebaute Teil einer Bühne heißt deren Wurzel, das äußere, im Flusse liegende Ende der Kopf; beide sind verbunden durch den Damm, dessen Krone (Kamm, Rücken) gewöhnlich eine konvexe, gewölbartig beteiligte, ca. 3 m breite Fläche bildet, deren stromaufwärts gerichtete Seite die Streichseite genannt wird. Vom Kopf nach der Wurzel gibt man der Bühne in der Regel eine Steigung (1 : 200 bis 1 : 100), damit bei der Ueberflutung die relativ geringste Wassergeschwindigkeit am Lande eintrete. Die Bühnenköpfe müssen allseits flach abfallen und lehr solide konstruiert sowie gut unterhalten werden, da sie den heftigsten Angriffen ausgesetzt sind [1]. In der Regel werden die Bühnen inklinant gegen den Wasserlauf angeordnet [2]. Deklinante und auf dem Stromstrich senkrecht stehende Bühnen finden weniger häufig [3] (bei Einmündungen von Nebenflüssen, Anlage von Flußhäfen u.s.w.) Verwendung. Näheres s. Flußregulierung.


Literatur: [1] Deutsche Bauzeitung 1875, S. 222. – [2] Handb. d. Ingenieurwissenschaften, Leipzig 1893, 3. Bd., 9. Kap. – [3] In Holland findet man vielfach senkrecht stehende Buhnen; vgl. Zeitschrift für Bauwesen 1872, S. 55.

Lueger.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 391.
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