Dammbewegungen

[536] Dammbewegungen entliehen entweder durch schlechte Beschaffenheit der Anschüttung [1] oder durch Bewegung des Untergrundes infolge von Gleichgewichtsstörungen [2]. Gelangt die Erde naß oder gefroren in den Damm oder ist: sie untermischt mit vegetabilischen, der Fäulnis unterworfenen Stoffen, so bildet sich bald ein Schlamm, der auseinander läuft (Fig. 1). Sind außerdem durch Anwendung der Seitenschüttung (s.d.) steile Lagen entstanden (Fig. 2), so bleibt häufig ein hoher Kern stehen, während die seitlichen Schichten abrutschen.

Ist in solchen Fällen die Erde nicht aufgelöst, so genügt es, sie abzugraben und, sobald sie ausgetrocknet ist, in wagerechten Schichten wieder anzuschütten. Ist aber die Erde aufgelöst, also verdorben, so ist es am geratensten, sie vollständig zu entfernen und durch gute, wagerecht abgelagerte Erde zu ersetzen. Auch kann man unter Umständen bei Dämmen, die aus schlechter Erde geschüttet werden müssen, wie bei den Einschnitten (s.d.), durch Anbringung von Sickerschlitzen den Wasserabzug befördern und den Damm dadurch trockenlegen.

Beruht die Dammbewegung auf einer Bewegung des Untergrundes, so ist ihre Ursache durch Untersuchung des letzteren zu ermitteln. In den meisten Fällen wird diese Bewegung auf eine oder mehrere geneigt liegende wasserführende, undurchlässige Tonschichten zurückgeführt werden können, auf deren schlüpfriger Oberfläche infolge der geringeren Reibung die durch die Anschüttung in ihrem Gleichgewicht gestörte obere Bodenschicht abzurutschen beginnt. Besonders gefährlich und schwer zu ermitteln ist ein mehrfaches Uebereinanderliegen derartiger[536] Gleitschichten. Das einzige Mittel, solcher Rutschungen Herr zu werden, besteht in der Trockenlegung der Gleitschichten durch Abfangen etwaiger Quellen oberhalb der Anschüttung und durch Ableitung der atmosphärischen Niederschläge, da hierdurch die Reibung auf den Gleitflächen vermehrt und ein Gleichgewichtszustand herbeigeführt werden kann, der andernfalls auch durch die stärksten Stützmauern und Fußbankette nicht erzielt wird.


Literatur: [1] Handbuch der Baukunde, Berlin 1892, Abt. 3, Heft 4, S. 74. – [2] Handbuch für spezielle Eisenbahntechnik, Leipzig 1882, Kap. 3, S. 108. – [3] Handbuch der Ingenieurwissenschaften, 3. Aufl., Leipzig 1897, Bd. 1, Abt. 2, Kap. 4, S. 189. – [4] Henz, Prakt. Anleitung zum Erdbau, 3. Aufl., Berlin 1877, S. 158. – [5] Lorenz, Entwässerungs- und Bauarbeiten im Rutschterrain, Zürich 1876.

L. v. Willmann.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 536-537.
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