Kohlung

[554] Kohlung. Unter Kohlung versteht man die Aufnahme von Kohlenstoff (s.d.) durch Eisen (Gegensatz: Entkohlung).

Eisen, das mit Kohlenstoff noch nicht gesättigt ist, nimmt im rotglühenden und besonders im flüssigen Zustand Kohlenstoff aus den mit ihm in Berührung befindlichen kohlenstoffhaltigen Substanzen auf. Die Kohlung ist in folgenden Fällen von Wichtigkeit: Bei der Darstellung des Eisens aus den Eisenerzen im Hochofen nimmt das reduzierte Eisen aus dem Brennstoff Kohlenstoff auf und wird dadurch in Roheisen umgewandelt; Schmiedeeisen und Stahl, im Kupolofen umgeschmolzen, wird durch Kohlenstoffaufnahme zu Roheisen; flüssiges kohlenstoffarmes Flußeisen reichert sich in Graphittiegeln geschmolzen mit Kohlenstoff an. Besonders wichtig ist die Herstellung der kohlenstoffreicheren Flußeisen (-stahl) sorten aus kohlenstoffarmen durch Kohlung; sie erfolgt bei diesen entweder durch einfache Mischung des kohlenstoffarmen Flußeisens mit kohlenstoffhaltigem Eisen (Roh-, Spiegeleisen) oder durch festen Kohlenstoff (Kokspulver, -briketts). Ferner ist noch die Kohlung bei der Zementstahlerzeugung und bei der Einsatz-(Oberflächen-) härtung zu erwähnen; hierbei ist das kohlenstoffarme (schmiedbare) Eisen in rotglühendem Zustand. Als kohlende Substanzen werden feste Körper (Holzkohle, Lederkohle, Hornabfälle, Blutlaugensalz u.a.) oder gas- bezw. dampfförmige (wie z. B Leuchtgas) benutzt; s. Roheisen, Stahl, Zementieren.


Literatur: Ledebur, A., Handbuch der Eisenhüttenkunde, 4. Aufl., Leipzig 1903, und andre Lehrbücher der Eisenhüttenkunde.

A. Widmaier.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 554.
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