Wasserstoffsuperoxyd [1]

[873] Wasserstoffsuperoxyd H2O2, ist eine farblose, in konzentriertem Zustande sirupdicke Flüssigkeit, welche bei langem Stehen allmählich, bei schwachem Erwärmen schnell, bei stärkerem Erhitzen unter Explosion in Wasser und Sauerstoff[873] zerfällt. Löslich in Wasser, Alkohol und Aether; die wässerige, etwas angesäuerte oder mit 2% Alkohol oder Aether versetzte Lösung ist haltbarer.

Wasserstoffsuperoxyd wird von den meiden Schwermetallen, besonders in fein verteiltem Zustande, in Wasser und Sauerstoff zersetzt, ohne daß die Metalle selbst verändert werden; auf Superoxyde wirkt es reduzierend, sonst aber auf die meisten Verbindungen oxydierend, z.B. wird schwefelige Säure zu Schwefelsäure, Jodwasserstoffsäure zu Wasser und Jod oxydiert. Es ist in sehr geringer Menge in der atmosphärischen Luft enthalten. Technisch wird es aus Baryumsuperoxyd durch Einwirkung von verdünnten Säuren (H2SO4, H3PO4, HFl, CO2) gewonnen [1] und [2]. Die reine verdünnte, neutrale oder schwach saure Lösung von Wasserstoffsuperoxyd läßt sich bis auf 50% Gehalt abdampfen; durch Destillation im Vakuum kann es als nahezu reines Wasserstoffsuperoxyd erhalten werden [3], doch ist für technische Zwecke eine solche Konzentration meistens nicht erforderlich. Es findet Verwendung als Bleichmittel für Wolle, Baumwolle, Seide, Federn, Elfenbein. Haar erhält eine goldgelbe Farbe. Auch als Antiseptikum wird es gebraucht.


Literatur: [1] Fischer, Handbuch der chemischen Technologie, Leipzig 1893, S. 611. – [2] Roscoe und Classen, Lehrbuch der anorganischen Chemie, Braunschweig 1895, Bd. 1, S. 302. – [3] Chemikerzeitung 1896, S. 309.

(Rathgen) Moye.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 873-874.
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