Beizfarben

[82] Beizfarben für moderne Möbel.

Man ist von den alten und veralteten Färbungsmitteln für das Färben von Holzarbeiten abgegangen und gebraucht der Hauptsache nach Teerfarbstoffe für sich allein, oder in Verbindung mit anderen färbenden Flüssigkeiten oder bringt fertig zubereitete Beizen, wie sogenannte Artibeizen u.s.w., in Anwendung. Auch werden vielfach die Farblacke der Teerfarbstoffe auf der Holzfaser niedergeschlagen, wobei große Lichtechtheit gewährleistet wird. Den neueren Färbemitteln für Holz gehören auch die Trilysebeizen an, Teerfarbstoffe rot, blau und gelb, die, miteinander kombiniert, es ermöglichen, jeden Farbenton, der überhaupt zu erzeugen möglich ist, hervorzubringen und auch in späterer Zeit wieder genau zu treffen, sofern die Mischungsverhältnisse vorgemerkt worden waren. Auch die als Beizfarben für moderne Möbel bezeichneten Farbentöne werden durch gewisse Mischungsverhältnisse erreicht und wenn beispielsweise bei einem Färbemittel aus Indigokarmin, Pikrinsäure und Naphtholgrün der Indigokarmin vorherrschend ist, so erhält man naturgemäß blaugrüne Färbung, bei Vorherrschen von Gelb aber Gelbgrün u.s.w. Außerdem wird die Wirkung eines Färbemittels beeinflußt durch Farbe, Bau und chemische Eigenschaften des zu färbenden Holzes; ein Färbemittel, das Chromkali enthält, bringt auf Eichenholz beispielsweise eine andere Färbung hervor als auf Hölzern, die Gerbstoff nicht oder nur in geringer Menge enthalten. Immer ist es erforderlich durch Versuche das richtige Mischungsverhältnis für den gewünschten Farbenton auf derselben Holzart, aus der das zu färbende Stück gefertigt ist, zu ermitteln. Vielfach werden, um die grellen Farbentöne abzustumpfen, vorher oder nachher beispielsweise bei Grün braune Beizflüssigkeiten aufgebracht; beispielsweise erhält man mit Pikrinsäure als Vor-, Körnerbeize als Nachbeize eine gelbbraune Färbung, die mittels Naphtholgrün braungrün wird. Oder Blauholzabkochung als Vorbeize, dann Naphtholgrün und Bismarckbraun (Nußholz dunkelgrün), oder gesättigte Chromkalilösung als Vor- und braune Körnerbeize als Nachbeize: Eichenholz nußbraun.[82] Man erhält somit durch Vor- oder Nachbehandlung zweier oder dreier Färbemittel Farbentöne, die sich mit direkter Färbung nicht erreichen lassen.

Andés.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 82-83.
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