Altweibersommer

[396] Altweibersommer (fliegen der Sommer, Flugsommer, Sommerfäden, Graswebe etc.), seines weißes Gewebe kleiner, junger Feldspinnen (Luchsspinnen, Kreuzspinnen, Krabbenspinnen und Weberspinnen), das bisweilen im Frühjahr, öfter im Spätherbst, fadenförmig in der Luft umherfliegt (der Sommer kommt oder fliegt fort). Der Volksglaube hielt die Fäden für ein Gespinst von Elfen und Zwergen oder der Schicksalsgöttinnen (»Die Metten [Nornen] haben gesponnen«, daher Mettkensamer oder Mädchensommer). Später bezog man den A. auf Maria (in Frankreich fils de la Vierge, in Süddeutschland Mariengarn, Marienfaden, Frauensommer), die schweizerische Bezeichnung Witwensömmerli, bayrisch Änlsummer, deutet auf die späte Liebe älterer Frauen hin. Da die Spinnen nur bei gutem Wetter spinnen, so steht die Erscheinung in der Tat im Zusammenhang mit schönen Herbsttagen (daher A.). Die Fäden werden z. T. vom Wind losgerissen und fortgeführt, aber auch von den Spinnen für eine Fahrt durch die Luft erzeugt. Das Tierchen reckt den Hinterleib in die Höhe, schießt einen oder mehrere Fäden aus seinen Spinnwarzen empor und überläßt sich, von diesen getragen, der Luftströmung. Klettert die Spinne an dem Faden hinauf und wickelt ihn dabei mit den Füßen zu einem Flöckchen zusammen, so senkt sich dies langsam zu Boden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 396.
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