Anemotropismus

[509] Anemotropismus (Windwendigkeit), die bestimmte Körperstellung, die fliegende Tiere, namentlich Insekten, dem Winde gegenüber einnehmen. Bei vielen Insekten beobachtet man, daß sie sich beim Fluge gegen den Wind einstellen. Diese Stellung bringt für die Flieger im allgemeinen den Vorteil, daß der Winddruck nun gleichmäßig (symmetrisch) auf beide Körperhälften und Flugorgane verteilt wird und durch die symmetrischen und koordinierten Bewegungen der Gliedmaßen am leichtesten in dieser Stellung überwunden werden kann. Kräftigere Flieger, z. B. Vögel, vermögen leicht die Hindernisse, die der Wind dem Fluge bereitet, zu überwinden, und der A., der sich am meisten bei schwachen Fliegern zeigt, tritt bei ihnen weniger hervor, außer beim Ausfliegen vom Boden, das meist gegen den Wind stattfindet. Eigentlich ist der A. nur ein besonderer Fall der Stromwendigkeit (Rheotropismus), die auch viele Fische zu bestimmten Zeiten zeigen, wenn sie anhaltend stromaufwärts schwimmen.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 509.
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