Anmut

[542] Anmut bedeutete ursprünglich das Wohlgefallen an einer Sache, dann Neigung, Trieb (man fühlte A. etwas zu tun); später wurden die Eigenschaften, durch die ein Gegenstand Wohlgefallen erregte, als A. bezeichnet; so sprach man etwa von der A. einer Gegend. Allmählich aber wurde der Begriff mehr und mehr auf ein wohl gefälliges äußeres Gebaren von Personen eingeschränkt, insbes. auf ein solches, das aus dem Innersten einer schönen Seele hervordringt, während das Wort Grazie mehr auf die physische Leichtigkeit der Bewegung hindeutet. So ist A. die äußere Erscheinung seelischer Schönheit, Schönheit dagegen die wohlgefällige äußere Erscheinung, abgesehen von der innern Beseelung.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 542.
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