Breitinger

[374] Breitinger, Johann Jakob, schweizer. Literator, geb. 1. März 1701 in Zürich, studierte Theologie, ward 1731 Professor der hebräischen, 1745 der griechischen Sprache am Gymnasium und Kanonikus in Zürich, wo er 13. Dez. 1776 starb. Mit Bodmer völlig übereinstimmend und Mitherausgeber der »Diskurse[374] der Maler« (s. Bodmer 1), wirkte er gleich diesem für die Beseitigung der von Gottsched befürworteten französischen Geschmacksrichtung und für eine neue Anschauung vom Wesen und den Aufgaben der Dichtkunst. Unter seinen Schriften ist die »Kritische Dichtkunst« (Zürich 1740, 2 Bde.) die wichtigste. Sie ist vor allem bemerkenswert wegen der Untersuchungen über das Wesen der poetischen Erfindung und der Illusion sowie über den Begriff des Wunderbaren in der Poesie. Die geschickte Verbindung des Wahrscheinlichen und des Wunderbaren erscheint B. als eine Hauptaufgabe des Dichters. Außerdem leistete B. Bodmer bei der Herausgabe der sogen. Manesseschen Sammlung altdeutscher Dichter die tätigste Hilfe; die Herausgabe des »Thesaurus helveticus« ist hauptsächlich sein Werk. Vgl. Bächtold, Geschichte der deutschen Literatur in der Schweiz (Frauenfeld 1892); H. Bodmer, Johann Jakob B. (Zürich 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 374-375.
Lizenz:
Faksimiles:
374 | 375
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika