Disputation

[52] Disputation (lat.), Wortkampf. gelehrtes Streitgespräch, besonders öffentliches; Disputanten, Streitredner. Im Mittelalter und im Reformationszeitalter wurden Disputationen vorzugsweise über theologische Streitfragen abgehalten (s. Religionsgespräche); heute beschränken sie sich, wenn man von politischen Streitverhandlungen absieht, fast ganz auf den herkömmlichen Gebrauch älterer Universitäten. Man hat hier die Inauguraldisputation (disputatio pro loco) oder Habilitationsdisputation zur Erlangung der Erlaubnis, an der Universität Kollegien zu lesen, und die Promotions- oder Doktordisputation (disputatio pro gradu), zur Erlangung eines akademischen Grades. Schedendisputationen (vgl. Scheda) sind die unter einem Präses, d.h. unter Vorsitz eines Universitätslehrers, über einzelne Thesen zur Übung gehaltenen Disputationen. Der Herausforderer hat seine in bestimmten kurzen Sätzen (theses, Thesen) aufgestellten Behauptungen (als Defendent oder Respondent) gegen jeden, der sie bestreitet (Opponent), zu verteidigen. Gegenwärtig ist das Disputieren meist Scheingefecht mit vorher bestimmten Opponenten geworden. Doch ist das Auftreten von Opponenten aus den Zuhörern (e corona) gestattet. Erst seit 1848 (zuerst in Breslau) wird dabei neben oder statt der altherkömmlichen lateinischen auch die deutsche Sprache zugelassen. Diese Neuerung hat jedoch die veraltete Form nicht wahrhaft neu zu beleben vermocht.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 52.
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