Drâpa

[175] Drâpa (Mehrzahl Drâpur; vielleicht von drepa, »in die Saiten schlagen«, abzuleiten), in der altnordischen Literatur Name für feierliche, mit allem Schmuck der Diktion und des Metrums ausgestattete Lobgedichte,[175] meist auf Götter, Könige, Jarle, Helden, doch später auch auf Christus, Maria, Heilige, Bischöfe u. dgl. Sie sind gewöhnlich im Drottkvätt (s. Nordische Verskunst), aber auch in andern skaldischen Versmaßen abgefaßt und enthalten sämtlich einen in bestimmter Folge wiederkehrenden Refrain (stef). Ihre Entstehung fällt in sehr frühe Zeit, da schon von Bragi dem Alten (ca. 770–850) Bruchstücke einer D. auf den dänischen König Ragnar Lodbrok erhalten sind (Ausgabe von H. Gering, Halle 1886). Die Blütezeit der Drâpas war etwa 970–1100, die letzten gehören dem 14. Jahrh. an. Berühmt sind die »Haustlong« (die »Herbst-lange«) von Thiodolf um 900, die »Hofudlausn« (»Einlösung des Hauptes«) von Egil Skallagrimsson auf den norwegischen König Eirik Blodöx 936. Eine der letzten ist die »Lilja«, ein Lob der Jungfrau Maria, von Eystein Asgrimsson (gest. 1361). Vgl. besonders Th. Möbius, Vom stefGermania«, Bd. 18), und E. Sievers, Altgermanische Metrik, S. 95 ff. (Halle 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 175-176.
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