Drehwage

[183] Drehwage (Torsionswage), Instrument zur Messung sehr kleiner Kräfte, ist auf das Gesetz gegründet, daß bei elastischen Drähten der Widerstand, den sie leisten, wenn sie, an einem Ende befestigt, am andern um sich selbst gedreht werden, dem Winkel proportional ist, um den der Draht gedreht wird. Die D. besteht aus einem seinen Metalldraht, der in einem gläsernen Zylinder hängt und ein horizontales Stäbchen trägt, in dessen Höhe an der Wand des Zylinders eine Kreiseinteilung angebracht ist, die zur Messung der Ablenkung des Stäbchens dient. Der Draht ist oben in einem beweglichen Zapfen befestigt, so daß er sich in jede beliebige Lage bringen läßt. Am Zapfen ist ein Index angebracht, der an einer Kreiseinteilung angibt, welche Torsionskraft anzuwenden ist, wenn das Stäbchen in einer gewissen Lage erhalten werden soll. Bringt man das Stäbchen nur auf den Nullpunkt der Teilung und läßt eine abstoßende Kraft darauf wirken, so wird eine der Kraft proportionale Ablenkung des Stäbchens erfolgen. Durch Drehung des [183] Zapfens kann man dann dasselbe wieder seinem Nullpunkt nähern und aus der angewandten Torsionskraft berechnen, in welchem Maße die abstoßende Kraft wirksam gewesen ist. Die D. wird nach dem Vorgang Coulombs vorzüglich zu Messungen der abstoßenden Kraft des Magnetismus und der Elektrizität gebraucht. Michell (gest. 1793) konstruierte eine D., mittels deren er die mittlere Dichtigkeit der Erde bestimmen wollte, was später durch Cavendish, Reich und Baily ausgeführt wurde.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 183-184.
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