Dryopithēcus

[226] Dryopithēcus (griech., Waldaffe), ausgestorbene Gattung der Anthropomorphen, von der bisher nur ziemlich spärliche Reste (drei Unterkiefer und ein Oberarmbein in Frankreich sowie lose Zähne im Bohnenerz der Schwäbischen Alb) gefunden worden sind (s. Tafel »Tertiärformation III«, Fig. 9). Die Unterkiefer bieten in der Bildung des steil abfallenden, nicht zurückfliegenden Kinnes so große Menschenähnlichkeit, und die Zähne sind denen des Menschen so gleichgebildet, daß man lange gezweifelt hat, ob es nicht wirkliche Menschenzähne seien. Gaudry fand die Menschenähnlichkeit der Kiefer und des Gebisses bei D. Fontani so groß, daß er in ihm den »Tertiärmenschen« gefunden zu haben glaubte, dem man die Feuerstätten und zurechtgeschlagenen Steinwaffen zu schreiben könnte, die mehrere Forscher in ungestörten tertiären Schichten gefunden haben wollten. Er hat diese Ansicht indessen wieder aufgegeben, da der Raum für die Zunge so eng ist, daß man diesem Tier eine artikulierte Sprache nicht zuschreiben kann. An einigen Stellen gehen die Funde der D.-Reste anscheinend bis zum Miocän zurück, andre, bei denen ein so hohes Alter zweifelhaft ist, entstammen wenigstens sicher der jüngern Tertiärzeit. Vgl. Branco, Die menschenähnlichen Zähne aus dem Bohnenerz der Schwäbischen Alb (Stuttg. 1898).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 226.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika