Fingerentzündung

[576] Fingerentzündung (Fingerwurm, Umlauf, Panaritium), eine sehr schmerzhafte Zellgewebsentzündung, die ein Fingerglied, sehr oft das Nagelglied, betrifft. Ihre Ursache liegt in der Aufnahme von Eiterkokken (Streptococcus und Staphylococcus pyogenes) und andern Mikroben in eine wunde Stelle am Finger. Je nach der Bakterienart nimmt die F. einen verschieden heftigen Verlauf; namentlich die Streptokokkeninfektionen neigen zur Ausbreitung auf Hand und Arm und können zu schweren Zerstörungen der Weichteile und zum Absterben der Fingerknochen führen. Die oberflächliche (kutane und subkutane), leichtere und weniger schmerzhafte F. beginnt mit Schwellung, Rötung und sehr empfindlichem Klopfen im Finger; ist das Nagelbett ergriffen, so bricht der Eiter in der Regel unter diesem durch. der Nagel wird in seinem Wachstum beeinträchtigt und oft abgestoßen. Die tiefere Entzündung entsteht in der Regel an der Handtellerseite, ergreift meist die Sehnenscheide oder die Knochenhaut (peritendinöse, periostale) und neigt zur Ausbreitung in der Fläche. Der Verlauf ist immer schnell, der Schmerz sehr groß; fast immer kommt es zur Eiterbildung, oft auch zu brandigem Absterben einzelner Gewebsteile. Auch besteht in erhöhtem Maße die Gefahr des Fortschreitens auf den Arm und der allgemeinen Blutvergiftung, während die oberflächliche F. meist einen guten Ausgang nimmt. Die sehr heftigen Schmerzen sind durch die Straffheit der Fingerhaut und Fingerweichteile bedingt, wodurch die entzündliche Schwellung einen heftigen Druck auf die Nervenenden ausübt. Der beste Schutz gegen die F. und ihre oft schweren Gefahren ist sorgfältige Desinfektion jeder noch so kleinen Fingerwunde mittels Sublimat- oder Karbollösung und nachfolgender Verband. Eine[576] vorhandene F. wird am besten vom Arzt, auch wenn noch keine Eiterung vorhanden ist, mit einem Einschnitt bekämpft; größere Eiterherde erfordern ausgiebigere Spaltungen; Abwarten und »Reifung« der Entzündung durch Wärmeanwendung kann zu stärkerer Ausbreitung der anfangs leicht zu bekämpfenden Entzündung führen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 576-577.
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