Gymnospérmen

[567] Gymnospérmen (griech., »Nacktsamige«, Archispermen), im natürlichen Pflanzensystem Hauptabteilung der Phanerogamen, den Angiospermen (s. d.) entgegengesetzt, begreift diejenigen Pflanzen, deren Samenknospen nackt, d. h. nicht in einem Fruchtknoten eingeschlossen sind, sondern entweder frei auf einer Achse stehen, oder auf narben- und griffellosen Fruchtblättern (Fruchtschuppen) sitzen. Die G. umfassen nur die Familien der Cykadazeen, Koniferen und Gnetazeen sowie die vorweltlichen Kordaitazeen und Bennettitazeen und vermitteln in der Entwickelungsgeschichte des Pflanzenreichs den Übergang von den Gefäßkryptogamen zu den Phanerogamen. Die Blüten sind in ihrer Gestalt den Sporangienständen der Equiseten und Lykopodien ähnlich. Ihr Embryosack entspricht der Makrospore der höhern Gefäßkryptogamen und enthält schon vor der Befruchtung einen dem Prothallium der Gefäßkryptogamen ähnlichen, jedoch nicht grünen, mit Archegonien (früher als corpuscula bezeichnet) ausgestatteten Zellkörper, der später als Nährgewebe dient. Die Pollenkörner (Mikrosporen) entwickeln ein rudimentäres Prothallium an dem nur zwei männliche Sexualzellen gebildet werden, die in einigen Fällen in ihrer Ausbildung, besonders durch den Besitz von Lilien, an die Spermatozoiden der höheren Farne erinnern. Auch die vegetativen Organe der G. geben einige nähere Anknüpfungspunkte an die höhern Kryptogamen oder stellen Übergänge von diesen zu den Phanerogamen dar. Endlich bekunden die G. ihre nahe Verwandtschaft mit den Gefäßkryptogamen auch darin, daß sie gleich diesen ihre Hauptverbreitung in den vorweltlichen Perioden gehabt haben (vgl. Koniferen und Cykadazeen), und daß unter den fossilen Gefäßkryptogamen Typen, wie die Lepidodendreen und Sigillarieen (s. Lykopodinen), vorkommen, die mit den G. eine noch größere Ähnlichkeit haben als die gegenwärtig lebenden Kryptogamen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 567.
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