Haustelegraphie

[898] Haustelegraphie, die Übermittelung von Befehlen, Nachrichten, Anzeigen auf telegraphischem Weg innerhalb eines Hauses oder einer Gruppe zusammengehöriger Häuser. In großen Gasthöfen, Fabriken etc. werden vollständige Telegraphenapparate aufgestellt, meist aber handelt es sich nur um Läutwerke, die von einem Zimmer aus durch Druck auf einen Kontakt in Tätigkeit gesetzt werden. Sollen die Zimmer unterschieden werden, aus denen der Befehl herstammt, so befindet sich an dem Orte, wo der Gerufene weilt, ein Tableau, in welchem beim Läuten die dem betreffenden Zimmer entsprechende Nummer sichtbar wird (Näheres s. Läutwerke). Zu den Haustelegraphen gehören auch die automatischen Apparate, die zur Überwachung eines Betriebes dienen, also z. B. an einer Zentralstelle die durch Heizung erreichte Temperatur verschiedener Räume (vgl. Fernmeßinduktor), den Wasserstand in Dampfkesseln etc. erkennen lassen, sowie die Lärmapparate (s. Läutwerke), die das Öffnen einer Tür, eines Rolladens, die Berührung eines Geldschrankes etc. melden (Diebestelegraphen). Große Verbreitung haben in der H. die Fernsprecher gefunden, auch werden pneumatische Einrichtungen (atmosphärische Klingelzüge) angewendet, bei denen eine geschlossene Bleirohrleitung die verschiedenen Orte miteinander verbindet. Am Aufgabeort endet die Rohrleitung mit einem Gummiball, aus dem die Luft beim Zusammendrücken des Balles durch das Rohr in eine aus ebenen Wänden gebildete Gummikapsel am Rufort getrieben wird. Die Kapsel wird aufgeblasen, und diese Volumveränderung kann leicht benutzt werden, hörbare und sichtbare Zeichen zu geben. Vgl. Erfurth, H., Telephonie, Blitzableiter etc. (3. Aufl., Berl. 1896); Scharnweber, Die elektrische H. und die Telephonie (2. Aufl., das. 1887); Jenisch, Die H. (2. Aufl., das. 1901); Lindner, Leitfaden der praktischen H. (2. Aufl., Halle 1900); Mix und Genest, Anleitung zum Bau elektrischer Haustelegraphenanlagen etc. (3. Aufl., Berl. 1894); Esche, Der praktische Installateur elektrischer Haustelegraphenanlagen (Leipz. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 898.
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