Lockmittel

[650] Lockmittel, gewisse Eigentümlichkeiten vieler Tiere und Pflanzen, deren Bedeutung für den Organismus wesentlich im Herbeilocken nützlicher Besucher besteht. Es kann sich dabei um Lockfarben (Appetitfarben), Lockgerüche, Lockspeisen und Lockrufe handeln. Bei den Pflanzen spielen Farben und Gerüche, namentlich bei der Blütenbestäubung (s. d.), eine wichtige Rolle. Lebhaft gefärbte Früchte mit saftigem Fleisch locken Vögel herbei, die durch Verzehren derselben zur Verschleppung der Samen beitragen. Manche tropische Bäume ziehen durch Ausscheidung zuckerhaltiger Säfte oder durch Ausbildung kleiner, nährstoffreicher Körperchen an den Blattstielen Ameisen zu sich heran, die sich zum Teil in den Pflanzen selbst einquartieren und diesen gegen pflanzenfeindliche Ameisenarten Schutz gewähren (s. Ameisenpflanzen). Mannigfaltig ist die Bedeutung der L. im Tierreich. Die Blattläuse locken durch Ausscheidung zuckerhaltiger Stoffe aus dem Darm gleichfalls Ameisen herbei. Manche Fische besitzen an den ersten, seinen Strahlen ihrer Rückenflossen lappenförmige Anhänge, die, hin und her bewegt, gleichsam als Köder für kleinere Fische wirken (Lophiiden). Ähnlich wirken die Bartfäden der Welsarten. Bei vielen Tiefseetieren (Fischen, Krebsen, Tintenfischen) spielen wohl die Leuchtorgane eine ähnliche Rolle. Diese mögen auch, gleich denen der Leuchtkäfer, das Zusammenfinden der Geschlechter zum Zweck der Paarung erleichtern. Auch nach dieser Richtung hin sind bei landbewohnenden Tieren Lockgerüche (Insekten, namentlich Schmetterlinge), Locktöne (Vögel, Heuschrecken) und Farben von Bedeutung. Vgl. auch Schaugebilde, Geschlechtliche Auslese.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 650.
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