Lyndhurst [2]

[902] Lyndhurst (spr. lind-hörst), John Singleton Copley, Baron, brit. Staatsmann, geb. 21. Mai 1772 zu Boston in Nordamerika, gest. 12. Okt. 1863, siedelte 1775 mit seinen Eltern nach England über, wo der Vater, John Singleton Copley (s. d.), eines ausgezeichneten Rufes als Porträtmaler genoß, ward 1804 Rechtsanwalt in London und gewann eine ausgedehnte Praxis. 1818 für Yarmouth ins Unterhaus gewählt, machte er sich namentlich durch seine Verteidigung der als Hochverräter angeklagten Radikalen Watson und Thistlewood bekannt. 1819 zum Solicitor general ernannt, mußte er im Oberhaus als Ankläger gegen die Königin Karoline (s. d. 2) auftreten. 1824 wurde er zum Attorney general befördert, und 1826 erhielt er das hohe richterliche Amt eines Master of the rolls. Als Canning 1827 Premierminister wurde, ward L. zum Lord-Kanzler und unter dem Titel Baron L. zum Peer erhoben; er behielt dies Amt bis zum Sturz Wellingtons (November 1830) und übernahm im Dezember 1830 das Richteramt des Chief Baron. Während des Kampfes um die Parlamentsreform war er einer der bedeutendsten Wortführer der Hochtories. In den beiden Ministerien Peel (November 1834 bis April 1835 und vom August 1841–1846) war L. wiederum Lord-Kanzler. Seitdem bekleidete er kein Amt mehr, blieb aber trotz seines hohen Alters und seiner Kränklichkeit eins der einflußreichsten Mitglieder der konservativen Partei des Oberhauses. Seine letzte Rede hielt er, beinahe 90 Jahre alt, am 7. Mai 1861. Vgl. Sir Th. Martin, Life of Lord L. (Lond. 1883, 2. Aufl. 1884).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 902.
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