Manlĭus

[230] Manlĭus, römisches, teils patrizisches, teils plebejisches Geschlecht, das sich in mehrere Familien mit verschiedenen Beinamen verzweigte, berühmt durch tüchtige Feldherren. Unter den patrizischen Manliern sind folgende bemerkenswert:

1) M. M. Capitolinus (so schon vor der Errettung des Kapitols benannt, weil die Familie dort ein Haus besaß), verteidigte 390 das Kapitol gegen die Gallier unter Brennus und rettete es, indem er, von den der Juno geheiligten Gänsen geweckt, die schon heraufsteigenden Feinde vom Felsen herabstieß. Da er sich aber der schwer verschuldeten Menge annahm, wurde er von den Patriziern, die eine Schmälerung ihrer Standesinteressen befürchteten, 384 des Strebens nach der Alleinherrschaft angeklagt, verurteilt und vom Tarpejischen Felsen hinabgestürzt.

2) T. M. Imperiosus, mit dem Beinamen Torquatus, weil er im Angesicht des Heeres einen Gallier im Zweikampf tötete und ihm seine goldene Halskette (torques) abnahm, siegte in seinem dritten Konsulat (340) am Vesuv entscheidend über die Latiner und dann nochmals bei Trifanum. In ebendiesem Feldzug ließ er seinen Sohn, der gegen sein Verbot mit einem Latiner gekämpft hatte, hinrichten; daher »imperia Manliana« sprichwörtlich für strenge Befehle.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 230.
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