Poliziano

[105] Poliziano, Angelo (eigentlich A. Ambrogini aus Montepulciano), Humanist und ital. Dichter, geb. 14. Juli 1454 in Montepulciano, gest. 24. Sept. 1494 in Florenz, studierte in Florenz, schrieb schon mit 15 Jahren lateinische Epigramme, mit 18 griechische, erregte 1476 allgemeine Bewunderung durch seine »Stanze per la giostra di Giuliano de' Medici« (Bologna 1494 u. ö.), in denen er die Oktave mit Meisterschaft handhabte, und erhielt 1480 den Lehrstuhl der griechischen und römischen Literatur in Florenz. Lorenzo de' Medici vertraute ihm die Erziehung seines Sohnes Piero an. P. ist der erste Humanist, welcher der Textkritik eingehendere Sorgfalt zuwandte; dieser Tätigkeit verdanken wir mehrere Editiones principes sowie die berühmten »Miscellanea« (Flor. 1489 u. ö.). Von seinen Zeitgenossen wurden auch die lateinischen Übersetzungen aus dem Griechischen bewundert, besonders von Homers Ilias, Buch 2–5 (bei Mai, »Specileg. romanum«, Bd. 2). Als Muster historischer Darstellung gilt seine Geschichte der Verschwörung der Pazzi: »Pactianae conjurationis commentariolum« (Flor. 1478, Pisa 1800). Seine italienischen Poesien bestehen außer den genannten »Stanze« aus dem Schäferdrama »Orfeo« (1471) und einer Anzahl kleinerer Gedichte; sie wurden zusammen öfter herausgegeben, am besten durch Carducci (Flor. 1863) und Casini (das. 1885). Seine »Prose volgari e poesie latine e greche« gab Del Lungo (Flor. 1867) heraus. Die »Opera« erschienen in Venedig 1498 u. ö., am besten in Lyon 1536–46 (3 Bde.). Wichtigste Biographie: F. O. Mencke, Historia vitae A. Politiani (Leipz. 1736); vgl. Mähly, A. Politianus (das. 1864); Piellat, Epitre-d'A. Politien (Lyon 1874); Ruberto, Studi sul P. (in der »Rivista di Filologia«, Bd. 12, 1884).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 105.
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