Oktave

[17] Oktave (octava, lat.), in der katholischen Liturgie zunächst der achte Tag (dies octava) nach einem Feste, dann überhaupt die achttätige Feier eines großen Kirchenfestes. Sich anlehnend an den alttestamentlichen Gebrauch (Osterfest, Versöhnungsfest, Laubhüttenfest, Tempelweihe), soll die O. die Feierlichkeit eines Festes in besonderer Weise erhöhen; solche Feste (cum octava) sind: Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Epiphanie, Fronleichnam, Christi Himmelfahrt, dann Empfängnis, Geburt, Himmelfahrt Mariä, ferner die Festtage der Heiligen: Stephanus, Johannis Evangelist, unschuldige Kinder, Johannes der Täufer, Peter und Paul, Laurentius, Allerheiligen, sowie[17] einzelner Bistums-, Landes- und Ordensheiligen; auch Kirchweih- und Patroziniumsfest hat eine O.

In der Musik ist O. (ital. Ottava, griech. Diapason) der achte Ton im diatonischen Tonsystem, von einem beliebigen Grundton an gerechnet. Von alters her werden Töne, die im Oktavverhältnis stehen, als identisch betrachtet. Die Griechen nennen die O. Diapason, damit ausdrückend, daß sie alle Töne umschließt, die voneinander wesentlich verschieden sind. Im abendländischen Tonsystem haben die Oktavtöne denselben Namen (C-c, D-d etc.), und der gesamte Umfang der musikalisch brauchbaren Töne wird nach Oktaven übersichtlich geteilt (vgl. Buchstabentonschrift und Noten). Die O. ist das einzige Intervall, das keinerlei Temperierung erträgt, vielmehr stets ganz rein gestimmt sein muß. Über Oktavverdoppelung und fehlerhafte Oktavenparallelen s. Parallelen; über die Oktavengattungen der Alten s. Griechische Musik, S. 329, und Kirchentöne. – Als Versmaß ist O. soviel wie Ottava rima (s. Stanze).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 17-18.
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