[1016] Neun und sechszigstes Schreiben.

Nachrichten von der Stadt Verona.

Von Mantua bis Verona sind drey Posten oder vier und zwanzig italienische Meilen. Rand links: Villa Pranca. Zehn Meilen von diesem letzten Orte kömmt man durch Villa Franca, woselbst noch die Mauern eines weitläuftigen alten Schlosses zu sehen sind. Linker Hand fangen die tridentinischen Schneegebirge an sich zu zeigen, die Wege werden etwas steinigt und das Erdreich magerer; indessen aber machen die Alleen von Maulbeerbäumen und Weinstöcken, daß die Gegend noch immer angenehm bleibt.

Von Verona hat man die Verse: Rand links: Lob von Verona.


Urbibus Italiæ præstat Verona superbis

Ædibus, Ingeniis, Flumine, Fome, Lacu;


und ein anderer hat seine Gedanken von ihr in folgenden Worten ausgedrückt:


Verona qui te viderit,

Et non amarit protinus

Amore perditissimo,

Is credo, seipsum non amat,

Caretque amandi sensibus

Et odit omnes gratias.
[1016]

Allein was die Schönheit anlangt, darf man selbige mit den meisten großen Städten des untern Italiens keinesweges in Vergleichung ziehen. Die meisten Straßen darinnen sind enge, krumm, kothig, mit schlechten Häusern bebauet, und fällt sie überhaupt mit ihrer angenehmen Gegend viel besser in die Augen, wenn man sie von einer benachbarten Höhe in Augenschein nimmt, als man sie hernach in der That findet. Rand rechts: Von ihren Straßen etc. Rand rechts: Fortification. Ihre Befestigungswerke sind gleichfalls von keiner Wichtigkeit, obgleich drey Castelle, nämlich il Castello Vecchio, S. Pietro und San Felice darunter gerechnet werden. Das mittelste soll voralters einTemplum Dianæ gewesen seyn. Von seiner Höhe kann man die Stadt am besten übersehen. Der Fluß Adige scheidet Verona in zween fast gleiche Theile, welche vermittelst vier steinerner Brücken Gemeinschaft mit einander haben. Rand rechts: Fluß Adige. Diese sind alle viere wohl gebauet, vornehmlich aber verdienet il Ponte nuovo wegen der trefflichen Aussicht, die man von dannen über den Fluß und gegen den Berg des Castello S. Felice hat, nicht vorbey gegangen zu werden. Die Zahl der Einwohner wird anitzt auf acht und vierzig bis funfzigtausend Seelen geschätzet, anstatt daß sie sich vor hundert Jahren über siebenzig tausend erstrecket. Rand rechts: Zahl der Einwohner. Die beste Straße der Stadt ist il Curso, woselbst zu Ende der Carnavalszeit viel gemeines Volk um die Wette läuft. Rand rechts: Il Curso. Ehemals ließ man auch öffentliche lüderliche Weibspersonen um einen vorgesetzten Preis rennen; allein dieses ist abgeschafft, und wird dafür am letzten Sonntage vor der Fasten ein Pferdelauf, dessen Preis ein Stück Drap d'or oder ein anderer Stoff ist, gehalten. Rand rechts: Ehemaliger Wettlauf von lüderlichen Weibespersonen. Der größte Platz der Stadt ist la Piazza d'armi, worauf sonst die zween im April und Herbste gewöhnlichen Jahrmärkte gehalten wurden. Rand rechts: La Piazza d'armi. Auf demselben stellt eine marmorne Statue die Republik Venedig vor, unter deren Bothmäßigkeit sich die Stadt schon etliche hundert Jahre befindet1. Rand rechts: Von den Scaligern. Ehemals waren die Scaligeri, von welchen sich der gelehrte Julius Cäsar Scaliger nicht ohne Widerspruch des beißigen Scioppius herleitete, Herren derselben2, und ließ einer von denselben zu seiner mehrern Sicherheit, und um die Stadt im Zaume zu halten, sowohl das am Ende des Curso liegende Castello Vecchio innerhalb drey Jahren aufführen, als auch eine Brücke über die Adige bauen, welche noch in gutem Stande ist, und wegen der Weite ihrer Bogen bemerket zu werden verdienet, indem die Pfeiler des ersten siebenzig Fuße, des andern zwey und achtzig und des dritten hundert und zwey und vierzig Fuße von einander stehen. Rand rechts: Castello Vecchio. Die ganze Länge der Brücke beläuft sich auf dreyhundert und acht und vierzig Fuße. Rand rechts: Breite der Bogen einer Brücke. In dem Castell liegt heut zu Tage eine kleine Besatzung, und ein Castellan hat die Aufsicht über dasselbe. Bey der Kirche S. Maria antica sind noch etliche andere Denkmaale der Scaligerischen Familie, nämlich drey große und vier kleinere Särge aus Stein, zu sehen. Rand rechts: Alte Grabmonumente der Staliger. Erstere ruhen auf einem sechseckigten Werke[1017] von gothischer Baukunst, an welchem man sechs Statuen und das scaligerische Wapen, so in einer Leiter und einem Adler besteht, bemerket.

Auf dem Palazzo della ragione oder Stadthause sieht man die Statuen fünf berühmter Männer, welche Verona hervorgebracht hat. Rand links: Palazzo della ragione. Solche sind die Poeten Catullus und Aemilius Macrus, der Geschichtschreiber Cornelius Nepos, der Naturkündiger Plinius Major nebst dem Baumeister Vitruvius, welcher unter der Regierung des Kaisers Augusts gelebet hat. Ueber einem hohen Bogen zeiget sich auch die Statue Hieronymi Fracastoris eines gelehrten Medici, geschickten Mathematici und trefflichen Poeten aus dem sechszehnten Jahrhunderte3. Rand links: Statuen von fünf gelehrten Veronesern aus dem Alterthume. Von mehrern berühmten Leuten aus Verona. Es mangelt den Veronesern nicht an Gelegenheit, dergleichen Andenken ihrer Landesleute zu vermehren, weil auchPomponius Secundus, Petrus Martyr ein gelehrter Dominicaner, der Mathematicus Fratre Jocondo, Guarinus Veronensis, einer von denen, so die griechische Sprache in Italien wieder hergestellet haben, der treffliche Maler Paolo Veronese und der gelehrte Kardinal Heinrich Noris aus Verona gebürtig waren.

Die vornehmsten obrigkeitlichen Personen, durch welche die Venetianer diese Provinz regieren, sind der Podestà und der Capitaneo oder General. Rand links: Podestà und Capitaneo. Unter jenem stehen die Civil- und unter diesem die Kriegssachen. Beyder Bedienung dauret nicht länger als sechszehn Monate. Für den General hat man eine ansehnliche Wohnung zu bauen angefangen, solche aber unvollendet wieder liegen lassen.

Unter den Privatgebäuden ist der Pallast des Comte Maffei der schönste von ganz Verona. Rand links: Pallast des Comte Maffei. Solcher steht auf der Piazza de'Mercanti, und ist mit vielen Statuen auf seinem nach der Weise vom untern Italien gebaueten platten Dache gezieret. Vermuthlich hält an den Gränzen der hohen Gebirge die Kälte und Menge des fallenden Schnees viele ab, daß sie die Dächer nicht niedrig anlegen, dergleichen man jedoch verschiedene in Inspruck, da diese Beschwerlichkeiten nicht geringer sind, bemerket. Auf der Piazza de'Mercanti ist die Stadt Verona oder vielmehr die Republik Venedig in der Statue eines Frauenzimmers, so eine Krone auf dem Haupte hat, vorgestellet. Rand links: Anmerkung über die platten Dächer. Statue der Republik Venedig. Andere Palläste.

Nach des Comte Maffei Pallaste sind die Häuser des Comte Bevilaqua, Canossa, und der Signori Verzi, Pompeji, und Pellegrini die besten und nach der Architectur gebauet.

Ehemals war der Pallast des venetianischen Kriegscommisarii Odoli oder Lodoli der prächtigste von Verona, und schätzte man denselben mit allem dem, was darinnen war, auf dreymal hundert tausend Scudi. Rand links: Von des Odoli Pallaste, und dieses Mannes unglücklichem Ende. Allein diese Herrlichkeit ist vorbey, nachdem Odoli einer Malversation von beynahe einer Million überführet, und im verwichenen Carnaval zu Venedig gehängt worden. Die kostbaren Meublen sind verkaufet, und ein großer Theil nach Modena gekommen. Seine Maitresse, welcher er eine eigene Kutsche gehalten, ist noch zu rechter Zeit mit vierzig tausend Scudi entwischet. Der Sohn und die Frau, welche auch ihre besonderen Kutschen hatten, und deren der erstere seinen Fleiß zur Durchbringung des Vermögens redlich beygetragen, behelfen sich gar armselig auf dem Lande mit demjenigen, was ihnen die Republik Venedig aus Gnaden gelassen.

Dem unvollendeten Hause des Generals gegen über ist das Gebäude, worinnen sich die Mitglieder der gelehrten Societatis Philarmonicorum versammlen, in Augenschein zu nehmen. Rand links: Pallast der Societatis Philarmonicorum. In dem ersten großen Saale desselben zeigen sich die Portraite der Vorsteher oder[1018] Patrum dieser Akademie, deren allezeit viere sind. In einem Zimmer linker Hand werden die alten musikalischen Instrumente aufgehoben, mit welchen der Adel zu Verona vorzeiten seine Ergötzung gesuchet, und woher man die Gelegenheit zu diesen Anstalten genommen. Schon vor etlichen hundert Jahren war eine Gesellschaft, so die Beförderung der Wissenschaften zur Absicht hatte, unter dem Namen derIncatenati zusammen getreten, welche aber nach Anleitung einer hier befindlichen Inscription im Jahre 1543 mit den Philarmonicis vereiniget worden. Die Portraite der vornehmsten Mitglieder sind in etlichen andern Zimmern, worinnen Collegia gehalten werden, aufgehängt, und liest man daselbst auch folgende Schrift:


Anno MDXLIII. cœtus Philarmonicus

Academicas leges saacit

Ac Musis omnibus litat.


In einem Zimmer rechter Hand versammlen sich die Präsidenten der Philoti, so das Aufnehmen der adelichen Uebungen, als Reiten, Fechten, Voltigiren, Tanzen etc. zu befördern beflissen sind. Rand rechts: Societät der Philoti. Man hat allhier auch ein schönes Theater für Opern und Komödien mit fünf Galerien und nach dem Dessein des berühmten kaiserlichen Baumeisters Francesco Bibiena angelegt. Weil wöchentlich etliche mal der Adel sich mit Spielen allhier erlustiget, so kann man dieses Gebäude als die Börse der vornehmen und gelehrten Leute von Verona ansehen. In einem Zimmer steht die Statue einer Weibsperson von weißem Marmor, welche im Amphitheater soll gefunden worden seyn, und halten einige dafür, daß deren in allen zwey und siebenzig daselbst müßten gewesen seyn, von deren Plätzen und Piedestaux man jedoch im Theater selbst nicht die geringste Spur bemerket. Außerhalb des Pallastes ist eine ansehnliche Menge von Inscriptionen und Alterthümern, deren ein guter Theil in der Gegend von Verona ausgegraben worden, in eine lange Mauer gefüget, damit sie desto wenigerer Verstümmlung unterworfen seyn mögen. Diese Mauer und Folge von Inscriptionen ist gegen Mittag angeleget, weil man gefunden, daß der Nordwind oder la Tramontana den Steinen sehr schädlich sey. Rand rechts: Sammlung von alten Inscriptionen. Den Anfang machen die Monumente, so mit unbekannten Buchstaben bezeichnet sind, und gehören dahin die ägyptischen, punischen und hetruscischen Alterthümer. Hierauf folgen die griechischen, so an der Zahl sechszig ausmachen, und endlich die römischen. Unter beyden haben diejenigen, so von Göttern und Opfern handeln, den Vorzug, und bemerket man insonderheit ein kleines idolum von Porphyr, vor welchem sich eine Person zu Füßen wirst. Ein anderes vortrefflich gearbeitetes bas-relief stellet den stehenden Mercur vor, der etwas in der Hand hält, und solches der Ecde, welche als eine sitzende Weibsperson abgebildet ist, überreichet. Ueber diesen Bildern liest man die Namen des Mercurs und der Erde, nämlich EPMHΣ und ΓH. Nach diesen kommen die Inscriptiones Imperatoriæ, militares, Consulares, Sepulchrales etc.

Um diese Dinge alle in gute Ordnung zu bringen und noch täglich zu vermehren, hat sich der Marchese Scipione Maffei viele Mühe gegeben, und man hat daher der Billigkeit zu seyn erachtet, daß sein marmornes Brustbild über den Eingang des Pallastes mit folgender Ueberschrift gesetzet worden: Rand rechts: Verdienste des Marchese Scipio Maffei.
[1019]

Marchioni Scipioni Maffeio

Adhuc viventi

Academia Philarmonica

Decreto & ære publico

MDCCXXVII.

Rand links: Ihm zu Ehren aufgerichtetes Denkmaal.


Diese Ehre wiederfuhr ihm in seiner Abwesenheit, weil man vermuthete, er würde solches, wenn er gegenwärtig wäre, entweder im Ernste nicht leicht zugeben, oder wenigstens um des äußerlichen Scheines willen sich darwider setzen. Der Marchese Maffei ist sowohl von dem Comte Maffei, dessen Haus auf der Piazza de' Marcanti steht, als vom Paul Alexander Maffei, einem Patritio von Volterra und Ritter des Ordens St. Stephani, zu unterscheiden. Letzterer, welcher das Leben des Pabstes Pius des fünften und etliche gelehrte Werke über alte Statuen, Gemmas und Inscriptionen herausgegeben, starb zu Rom im Jahre 1716.

Bey dem Scipio Maffei sieht man viele alte Documente, wovon er einige seiner Historiæ Diplomaticæ einverleibet hat, und darunter eines vom 445sten Jahre seiner Meynung nach das älteste ist, so man noch zur Zeit in Europa als ein Original hat. Rand links: Merkwürdigkeiten seines Kabinets. Ferner besitzt er ein Original vom Concilio Florentino, dergleichen man auch zu Florenz verwahret; verschiedene andere Manuscripte; eine Sammlung von Steinen und Gefäßen, so mit hetruscischen Charakteren4 bezeichnet sind, viele Medaillen, Gemmas, Gemälde, Statuen, Busta, Inscriptionen, Opferinstrumente und andere merkwürdige Alterthümer, wie auch Petrefacta. Er ist ein höflicher und im Umgange sehr angenehmer Mann. Ehemals soll er kein sondexlicher Freund der Deutschen gewesen seyn, anitzt aber ist er von diesem Vorurtheile gänzlich zurück gekommen, und weis er insbesondere von den Leipziger Gelehrten nicht Rühmens genug zu machen. Rand links: Sein Systema vom Ursprunge des Blitzes. Zu solcher Veränderung hat vielleicht seinSystema de natalibus fulminum etwas beygetragen, in welchem er behauptet, daß der Donner und Blitz keinesweges aus den Wolken komme, sondern ganz nahe bey uns und in der untersten Luft hervorgebracht werde. In Italien fand diese neue Meynung anfänglich vielen Widerspruch; in Leipzig aber nahm sich der gelehrte Professor Matheseos G. Friedr. Richter derselben an, und vertheidigte sie, wiewohl mit einiger Erweiterung oder Extension im Jahre 1725 in einer wohlausgearbeiteten Schrift, welche also aufgesetzt ist, daß sie dem Maffei nicht anders als angenehm und rühmlich seyn konnte.

Vormals war zu Verona des Calceolari Kunst- und Naturalienkammer in großem Rufe, und kam daselbst im Jahre 1622 eine weitläuftige Beschreibung davon unter nachfolgendem Titel heraus: FransisciCALCEOLARIIMusæumaBened. CERVTO, Medicoinceptum & abAndreaCHIOCCOperfectum, & in VI. partes divisum, fol. Rand links: Raritätenkabinet des Calceolari. Es ist solches aber zerstreuet worden, und nichts mehr davon unter obgedachtem Namen vorhanden.

Von der berühmten Sammlung des Comte Moscardi giebt MISSONT. I, 160, 168. T. III, 164. s. gute Nachrichten, und können davon auch die im Jahre 1656 zu Padua, und zum andern male in Verona im Jahre 1672 herausgegebenen Note overo Memorie del Museo del ComeLudovicoMOSCARDO, Veronese, fol. nachgelesen werden. Rand links: ingl. des Comte Moscardi. Schon seit etlichen Jahren bekömmt es niemand zu sehen, entweder weil ein großer Theil davon verkaufet ist,[1020] oder weil der itzige Besitzer es selbst nicht versteht und für andere Leute wenig Gefälligkeit hat.

Der Comte Mario Bevilacqua besitzt einen auserlesenen Vorrath von alten Statuen, worunter eine marmorne Venus in der Stellung der berühmten mediceischen, ein Hermaphrodit, so dem borghesischen gleicht, Bacchus, eine Bacchantinn und eine Ceres vornehmlich zu bemerken sind. Rand rechts: Des Comte Bevilacqua. Unter den vielen bustis sind Augustus, Livia, Tiberius, Trajanus, Lucius Verus, Commodus und Septimius Severus nicht außer Acht zu lassen. Unter den bas-reliefs behält Jupiter Ammon den Vorzug. Ferner sind viele kleine Statuen aus bronzo vorhanden, eine Menge von Medaillen, und eine ansehnliche Sammlung von guten Gemälden, deren die vornehmsten sind das Paradies vom Tintoreto, und eine halbnackende Venus, die sich in einem Spiegel, den ihr ein Amorino vorhält, besieht, vom Paolo Veronese.

Bey einem gewissen Capocuco findet man viele kleine Statuen von bronzo, desgleichen Mörser, Canonen und alles was zu dergleichen Kriegsrüstungen gehöret, ebenfalls im Kleinen und von Metall. Rand rechts: Des Capocuco Sammlung. Die ganze Sammlung, deren Werth ohngefähr auf zweytausend spanische Pistolen geschätzet wird, ist zu verkaufen.

Der Comte Gomberto Giusti ist ein großer Liebhaber der Medaillen, von welchen er auch eine ansehnliche Menge besitzt. Rand rechts: Kabinet des Comte Giusti. Er hat viele andere merkwürdige Alterthümer nebst einem Vorrathe von schönen Gemälden.

Giovanni Saibanti ist sehr curieux und glücklich in Sammlung der Manuscripte, deren er über dreyzehnhundert zusammen gebracht hat. Rand rechts: Saibanti Sammlung von Manuscripten. Das vornehmste darunter ist meines Erachtens ein Codex Græcus quatuor Evangeliorum, der zu Ende des dreyzehnten Jahrhunderts mit großen und runden Buchstaben geschrieben worden. Saibanti besitzt auch viele Antiquitäten, Mathematica, Naturalia, Petrefacta etc.

Die Bibliothek des Capitels ist mit vielen Manuscripten versehen5. Rand rechts: Bibliothek des Capitels. Amphitheater.

Liebhaber der Alterthümer finden in Verona ein vortreffliches Werk, woraus man sich von mancherley Schauspielen der Römer einen deutlichern Begriff, als sonst geschehen würde, machen kann. Ich verstehe hiedurch das berühmte Amphitheater, welches schon von vielen hundert Jahren her durch die löbliche Fürsorge der Stadt stets ausgebessert und in so gutem Stande erhalten worden, daß es desfalls einen großen Vorzug verdienet vor dem in Ansehung der Größe ihm zuvorgehenden römischen Amphitheatro Vespasiani. Rand rechts: Alterthum desselben. Es behaupten etliche, es sey das veronische Werk schon unter dem Kaiser August aufgeführet worden. Allein es ist nicht zu vermuthen, daß man zu einem dergleichen prächtigen und kostbaren Unternehmen in einer Provinz von Italien sollte geschritten seyn, ehe die Hauptstadt der ganzen Republik damit versehen gewesen, als welches erst unter Vespasian geschehen. Hiezu kömmt das Stillschweigen des PLINIISenioris, welcher übrigens in Aufzeichnung der berühmtesten Werke und Künstler seiner Zeit gar fleißig gewesen, und insbesondere dasjenige, was seine Geburtsstadt betraf, der Nachwelt anzurühmen nicht würde unterlassen haben. Daß auch in dem ganzen ersten Jahrhunderte Verona sich dieses Amphitheaters nicht habe zu rühmen gehabt, sollte man fast daraus schließen, daß PLINIVS Scundus, der noch um das Ende der Regierung des Kaisers Trajans gelebt, nichts davon erwähnet, ob er gleich in seinen Briefen (Lib. VI, im. 34) von den Schauspielen und dem munere gladiatorio, welche sein[1021] Freund Maximus zum Andenken seiner verstorbenen Frau in Verona gegeben, handelt. Dieses kann auch nicht geleugnet werden, daß die Aufführung solches Amphitheaters nicht in viel spätere Zeiten könne gesetzt werden, weil solches von dem da mals noch blühenden Zustande der Baukunst und der römischen Republik selbst ein deutliches Zeugniß ableget.

Scipione Maffei, dessen ich schon oben mit billigem Lobe gedacht, hat ein weitläuftiges Werk unter Händen, so den Titel von Verona illustrata führen soll6, und wovon dasjenige Stück; welches eigentlich den letzten Theil des ganzen Werkes ausmachen wird, vor zwey Jahren in Verona als eine Probe dieses rühmlichen Unternehmens zum Vorscheine gekommen. Rand links: Maffei Werk von Amphitheatern. In demselben wird das Alterthum und die Baukunst der Amphitheatern überhaupt und insbesondere, was bey dem veronesischen zu beobachten, aufs genaueste untersuchet, und wäre zu wünschen, daß die Amphitheatra von Rom, Capua und Nimes mit gleichem Fleiße und Einsichten untersuchet werden möchten7.

Nach Maffei Ausmessung ist die größte Länge des veronesischen Amphitheaters vom ersten Bogen des Einganges bis zum äußersten gegenüber stehenden Bogen von vier hundert und funfzig veronesischen Fußen gewesen; die größte Breite von drey hundert und sechszig; die Länge des ebenen Raumes, der innen und mit Mauerwerke umschlossen ist, beträgt seiner Rechnung nach zwey hundert und achtzehn Fuß und sechs Zoll; die Breite hundert und neun und zwanzig und der äußerste Umfang des ganzen Werkes tausend zwey hundert und neunzig Fuß. Rand links: Geometrische Ausrechnung des Amphitheaters von Verona. Der Schuh von Verona beträgt gerade einen dritten Theil mehr, als il Palmo Romano, wie er in der Architectur gebraucht wird. Die itzige Höhe ist zwar nur von acht und achtzig Fußen; allein man sieht aus unstreitigen Wahrzeichen am Mauerwerke, daß sie sich voralters aufhundert und zehn bis hundert und zwanzig Fuß erstrecket habe. Die unterste Reihe der Sitze ist anitzt mit Schutte und Unrath, welchen man auf eine nachläßige Weise hieher bringen lassen, bedeckt und gleichsam begraben, wenn man solche aber, wie billig, mitrechnet, so werden in allen fünf und vierzig Reihen Sitze oder Stuffen, die hinter einander, und bis an die äußerste oder höchste Galerie folgen, gezählet. Rand links: Anzahl der Zuseher, welche haben sitzen können. Diese Bauart der Schauplätze war die allerbequemste, um eine Menge Volks dergestalt mit Sitzen zu versehen, daß die vordersten den entfernetern in der Aussicht nach dem Kampfplatze nicht hinderlich fielen. Wenn man für eine Person anderthalb Fuß rechnet, so haben in dem Amphitheater zu Verona zwey und zwanzig tausend ein hundert und vier und achtzig Zuseher bequemen Raum zum sitzen gefunden; und da das römische Colisäum nicht außerordentlich viel größer gewesen, indem es nach des Fontana Rechnung fünf hundert und vier und sechszig veronesische Fuß in der Länge, vier hundert und sieben und sechszig in der Breite, und nach dem Gehalte des innern Feldes zwey hundert und drey und siebenzig in der Länge, hundert und drey und siebenzig in der Breite; in dem sämmtlichen Umfange aber tausend fünf hundert und sechs und sechszig veronesische Schuhe gehabt; so mag nach Proportion solcher Rechnungen das Colisäum höchstens zwey und dreyßig bis vier und dreyßig tausend sitzende Personen gefasset haben. Rand links: Vergleichung mit dem Römischen. Rand links: Eintheilung der Sitze. In dem Colisäo ist gar nichts mehr von den Sitzen[1022] vorhanden. Das veronesische Amphitheater ist zwar in Ansehung derselben vollkommen und ohne Lücken, dabey aber dieses außer Streit, daß das wenigste davon aus dem Alterthume seinen Ursprung habe, und das meiste den Ausbesserungen, die in neuern Zeiten geschehen sind, zuzuschreiben sey8. Man kann auch die neuern eingeschobenen Steine von den alten, welche von viel feinerer Arbeit sind, ohne Mühe unterscheiden. Die Höhe der Sitze ist ungleich, mehrentheils aber von einem Fuß und fünf Zollen. In der Breite haben sie gemeiniglich zween Fuß und zween Zoll. Nach der sechs und zwanzigsten Reihe (wenn man von unten auf rechnet) findet sich eine gar schmale und daher fast unbrauchbare Reihe, welche aus dieser Ursache auch nicht aus dem Alterthume zu kommen scheint, sondern vermuthlich bey der Erneuerung des Werkes eingeflicket worden, als man den übrigen Platz für eine Reihe von Sitzen zu groß und für zwo zu klein gehalten. Die Steine, welche man voralters zu dcn Sitzen gebraucht hat, sind eine Art von rothem Marmor, die neuern aber schlechter und brüchig. Diese Abtheilungen der Sitze dienten nicht, um darauf hinab oder in die Höhe zu steigen, sondern bloß zum sitzen, und waren sie zu mehrerer Bequemlichkeit und wider die Kalte des Steines mit hölzernen Brettern oder für die Vornehmen auch mit Küssen (DIOlib. LIX.) beleget, dergestalt, daß auf solche Art auch wohl ein steinernes Theater vom Feuer Schaden leiden konnte. Zum Auf- und Absteigen waren besondere Treppen oder Stuffen in Stein gehauen, und kam man zu denselben aus den bedeckten Gängen, die sich unter den Sitzen durch das ganze Werk erstreckten, und deren Ausgänge wegen der Menge des Volkes, so sich aus denselben hervordrang, vom MACROBIO Saturn. lib. VI, cap. 4 Vomitoria genennet werden. Rand rechts: Vomitoria. In dem veronesischen Werke zählet man derselben in allen vier und sechszig, die in vier Reihen vertheilet sind.

Was den äußerlichen Umfang dieses Amphitheaters anlangt, so hatte solches zwey und siebenzig Arcaden oder Eingänge9, deren jeder über dem Schlusse seines Bogens die nach der Ordnung folgende Zahl eingegraben hatte, damit desto weniger Unordnung entstehen, und jede Classe des Volkes wissen konnte, wo sie ihren Aus- und Eingang zu suchen habe. Rand rechts: Eingänge. Die Breite der Bogen ist meistentheils von eilf Fuß und acht Zoll, die Höhe vom Fußboden aber bis zum Schlusse des Bogens an einem jeden von achtzehn Fuß. Der unterste Theil der Pfeiler ist über vier Fuß hoch verschüttet, welches man beym alten Haupteingange, den man hat aufräumen lassen, deutlich sehen kann. Die Balustraden, so man itzt über den Eingängen sieht, sind eine neuere Arbeit. Ueber diesen untersten Arkaden machten zwo andere Galerien gleichsam das andere und dritte Stockwerk aus. Rand rechts: Obere Galerien. Es finden sich so wenig hier, als im römischen Amphitheater einige piedesteaux oder bases als Merkmaale, daß sie an andern Orten als über dem Haupteintritte mit Statuen gezieret gewesen: und sollte dieses bisweilen geschehen seyn, so müßten die Bilder nur auf eine kurze Zeit dahin gebracht, oder klein gewesen seyn. Rand rechts: Ob die Amphitheatra mit Statuen gezieret gewesen? Diese bewegliche Statuen können diejenigen Figuren seyn, welche auf etlichen Medaillen, so die Amphitheater betreffen, und vom Maffei angeführet sind, bemerket werden. Abgebrochene Stücke von Statuen werden allhier wenig oder gar nicht[1023] ausgegraben. Uebrigens sind die Quadersteine des hiesigen alten Mauerwerkes ohne Kalk zusammengefüget und nur hie und da mit eisernen in Bley befestigten Klammern verbunden. Rand links: Zusammenfügung der Steine. Die beste Abzeichnung dieser ganzen Antiquität findet man beymMAFFEIl. c.

Es ist nicht zu verwundern, daß Verona vor vielen andern Orten mit einem prächtigen Schauplatze gepranget, weil die Geschichtschreiber darinnen übereinkommen, daß diese Stadt vor alten Zeiten sehr groß und volkreich gewesen sey. Rand links: Ob man das Amphitheater zu Verona habe unter Wasser setzen können?Naumachia. Ob aber das Amphitheater zu Verona nach dem Exempel des römischen, so oft man gewollt, unter Wasser habe gesetzt werden können, daran ist deswegen zu zweifeln, weil die Adige etliche Fuß niedriger fließt, als diese Gegend ist, und man keine Merkmaale einiger Wasserleitungen mehr allhier findet. Hingegen zeiget man unter S. Pietro an dem Wasser etliche Bogen als Ueberreste einer Naumachiæ, welche aber ihr benöthigtes Wasser nicht aus dem Flusse Adige (so voralters nicht durch die Stadt floß) bekam, sondern von den erhabenen Gegenden Montorio und Avesa, von wannen es durch bleyerneAquæductus hieher geleitet wurde. Jeder von den zween itztgedachten Orten ist zwo italienische Meilen von der Stadt entfernet. Die Wasserleitungen sind noch im Stande, gehen über eine Brücke und bringen das frische Wasser in verschiedene Privathäuser.

Wenn man bey dem Castello Vecchio hinaus geht, sieht man, wohin ehemals die Adige linker Hand (in Ansehung desjenigen, der aus der Stadt kömmt) ihren Lauf genommen, ehe sie rechter Hand in die Stadt geleitet worden. Rand links: Ehemaliger Lauf der Adige. Der alte Canal ist anitzt ein gar schmales Wasser10.

Gleichwie aber das Vorgeben von der veronesischen Naumachia noch verschiedenen Zweifeln unterworfen ist, also finden sich solche noch häufiger bey denen Triumph- oder Ehrenbogen, davon einer11 beym Castello Vecchio der Familie der Gaviorum, ein anderer in der Via Leoni dem Flaminius, ein dritter im Curso dem Marius, und eben daselbst ein vierter von zwey gleichen Thoren dem Galien zugeschrieben wird. Rand links: Triumphbogen. Insgemein machet man die Ueberreste der ordentlichen alten Stadtmauern alsbald zu Triumphbogen, in deren Zahl jedoch diejenigen Monumente, welche zwo gleiche neben einander stehende Pforten haben, am wenigsten kommen sollten, weil die Triumphbogen allezeit entweder nur ein Thor, oder auf jeder Seite desselben eine kleine Pforte dabey haben. Rand links: Veränderung des Bodens der Stadt. Aus den verschütteten Fundamenten des letztgedachten Monuments kann man wahrnehmen, daß die Stadt und ihre Straßen ehemals um einen guten Theil niedriger müssen gewesen seyn, als sie heute zu Tage sind. An der Seite des galienischen Werkes, welche gegen das Feld sieht, zeigte sich ehemals eine Inscription, so aber anitzt gänzlich unleserlich ist. Nic. Vignier hat sie in seiner Bibliotheca Historica, wie sie damals sich noch befand, herausgegeben, und zeiget solche deutlich, daß man hier keinen Triumphbogen, sondern ein ordentliches Stadtthor zu suchen habe. Die Worte sind: Colonia Augusta Verona Gallieniana. Valeriano II. & Lucilio Coss. muri Veronensium fabricati, ex die III. Nun. April. dedicati prid. No. Decemb. jubente Sanctissimo Galieno. Aug. N Ueber den zwo Pforten sind sechs Oeffnungen als Fenster zu sehen, welche doppelt übereinander stehen.

Nahe an der Stadt liegt ein schöner Platz, Campus Martius genannt, auf welchem die Musterungen und Kriegsübungen des Volkes verrichtet werden. Rand links: Campus Martius. Seit dem Jahre[1024] 1712, da die Kramläden des jährlichen Marktes, so zu itziger Zeit gehalten wird, abgebrannt sind, hat man zu mehrerer Sicherheit und Bequemlichkeit diesen Markt von der Piazza d'armi hieher verleget, und sehr artig eingerichtet. Rand rechts: Eintheilung des Platzes zum Jahrmarkte. Aus der Mitte desselben sieht man in acht Alleen von Kaufmannsläden; anbey finden sich in seinen Abtheilungen vier geräumige Plätze, und die über die Gänge gezogene Leinwand beschützet vor Regen, Wind und Sonnenhitze. Den Plan des ganzen Werkes hat Scipione Maffei seinen Rime e Prose angehängt. Die Handlung selbst könnte in viel bessern Stand gebracht werden, als sie itzt ist. Rand rechts: Handlung und Manufacturen der Stadt. Was die Stadt andern Ländern zukommen lassen kann, sind medicinische Kräuter, so auf dem Monte Baldo gesammlet werden12, Oliven (welche insbesondere aus hiesiger Ge. gend für sehr gut gehalten werden), Oel, etwas Wein, Leinwand, nebst guten Wollen- und Seidenarbeiten. Nun sind zwar ihre nächsten Nachbarn mit eben dergleichen Dingen nicht weniger reichlich versehen: allein man könnte über Venedig einen mehrern Vertrieb oderDebit zu machen suchen.

Von der Güte der veronesischen Weine zeuget PLINIVSHist. Nat. lib. XIV, c. 6. VIRGIL. Georg. 2 undCASSIODORVSVar. Lib. XII, 4. Rand rechts: Veronesische Weine. Die besten Arten, welche heute zu Tage in der Gegend dieser Stadt wachsen, sind zween weiße Weine, deren der eine Garganico bianco, und der andere Vino Santo genennet wird. Der letzte ist meines Erachtens der beste und kömmt in etwas dem alten ungarischen Weine bey. Etliche halten dafür, er sey derjenige, welchen CASSIODORVSl. c. Vinum Acinaticum nennet.

Die Kaufmannswaaren werden zu Wasser gar bequem nach Venedig gebracht, und braucht man mit einer Barke dahin zu kommen, nicht mehr als drittehalb Tage; der Rückweg aber ist beschwerlicher, weil die Fahrzeuge mit Ochsen herauf gezogen und darauf acht Tage verwendet werden müssen. Rand rechts: Canal nach Venedig.

Was die geistlichen Gebäude der Stadt Verona betrifft, so sieht man in der Domkirche etliche gute Gemälde vom Bellini, Balestra und Paolo Veronese. Rand rechts: Domkirche. Der Taufstein ist groß und nebst seinen bas-reliefs aus einem einzigen Stücke Marmor. Der Pabst Lucius der dritte, dessen vorheriger Namen Humbaldus Lucea gewesen, ist allhier mit folgendem Epitaphio begraben: Rand rechts: Epitaphium Lucius des dritten.


Ossa

Lucii Is I. Pont. Max.


Cui Roma ob invidiam pulso Verona tutiss. ac gratissimum perfugium fuit, ubi conventu Christianorum acto, dum præclara multa molitur e vita excessit.


Auf dieses Pabstes steinernem Sarge, welcher vor Zeiten an der Seite des Hauptaltars stund, nachmals aber wegen nöthiger Veränderung des Chores in die Erde gesetzt worden, sollen folgende Worte zu lesen seyn:


Ob. Setimus Pater DD. Lucius PP III,

MCLX .... V ... Kalendas ...

Luca dedit lucem tibi Luci; Pontificatum[1025]

Ostia; Papatum Roma; Verona mori.

Immo Verona dedit lucis tibi gaudia, Roma

Exilium, curas Ostia, Luca mori.


Er starb im Jahre 1185, nachdem er den päbstlichen Stuhl vier Jahre und drittehalb Monate in vieler Unruhe und mit schlechtem Ruhme besessen.

Das Bißthum zu Verona trägt jährlich vier bis fünf tausend Scudi ein. Rand links: Einkünfte des Bißthums. Linker Hand beym Eingange in den bischöflichen Pallast zeiget sich eine große marmorne Statue einer Weibsperson mit dem darunter gesetzten Namen des Meisters:


Alessandro Vittoria Frid. F.


Die obern Zimmer sind gezieret mit den marmornen Brustbildern der Agrippinæ (der Mutter Neronis), der Juliæ Titi filiæ, Messalinæ, Matidiæ, Faustinæ Antonin., Juliæ Augusti, Lucillæ L. Veri; Aureliæ Jul. Cæsaris matris; des Seleuci, Julii Cæsaris, Marci Bruti, Caligulæ, Antinoi, Jubæ Regis Mauritaniæ, Sept Severi, Heliogabali, Scipionis Africani, mit der Statue der aus dem Bade kommenden Venus und mehrern andern Stücken, die dem Trevisani, itzigem Bischofe, eigenthümlich zugehören. Rand links: Des itzigen Bischofs Sammlung von Statuen.

In dem Umgange des Augustinerklosters liest man unter einem türkischen Roßschweife die Worte: Rand links: Epitaphium im Augustinerkloster.


Expectans mortem Franciscus Amadeus urnam

Condidit hanc vivens, mortuus orbe, sibi.

Ense sibi palmas. Venetis peperitque Triumphos

Vexillum, GAUDE13, mille trophæa notat.


Vom Karmeliterorden sind sowohl calceati als discalceati in Verona. Rand links: Karmeliterkirche. Jene haben in ihrer Kirche einen schönen marmornen Altar, und in der Sacristey ein treffliches Gemälde, welches von einem der Lehrlinge des berühmten Raphaels verfertiget worden, und den Heiland nebst Johanne dem Täufer als Kinder vorstellet, wie sie in Gegenwart der h. Mariä mit einander spielen.

In der Kirche der Discalceaten oder Baarfüßermönche sind drey schöne Altäre zu sehen, deren der eine seine Seulen von Verde antico, der andere von rothem und weiß-sprenglichtem Marmor, und der dritte von gelbem Marmor hat. Rand links: Baarfüßerkirche. Der Hauptaltar hat gleichfalls schöne Marmorarbeit nebst einem trefflichen Gemälde, so die Verkündigung Mariä abbildet und seinem noch allhier lebenden Meister, Antonio Balestra, viel Ehre machet. Rand links: Maler Balestra. Dieser Künstler ist in sehr gutem Ruffe, und verfertiget viele Arbeit, die nach England und Deutschland gesandt wird.

Die Dominicanerkirche ist der heiligen Anastasiä gewidmet, und findet sich gleich beym Eingange rechter Hand ein prächtiges Grabmaal eines genuesischen Capitains und nachmaligen Generals Johannis Fregosi, an welchem Werke Cataneo di Carrara seine Bildhauerkunst an den Tag geleget hat. Rand links: Dominicanerkirche. Rand links: Grabmaal des Generals Fregosi. Was mir am außerordentlichsten in dieser Kirche vorgekommen, sind zween gebückte Harlequins oder Bouffons, auf welchen beym Eingange der Kirche die Gefäße, worinnen das Weihwasser ist, ruhen. Rand links: Zween Harlequins, die das Weihwassergefäß halten. Man hat einen guten Anfang gemacht, die Facciata der Kirche mit marmornen Bas-reliefs auszuzieren, damit aber nicht fortgefahren. Vor der Kirche steht der Sarg des Comte Castelbarco.

Die Kirche St. Euphemiä hat etliche gute Gemälde, auf dem Hauptaltare ein kostbares Tabernakel von Marmorund vor dem Altare zwo schöne Statuen von Metall nebst acht andern von Stucco. Rand links: Kirche St. Euphemiä. Das übrige ist schlecht, und die Decke nicht gewölbet.[1026]

In der Jesuiterkirche oder St. Bastiano ist der Hauptaltar wegen seiner trefflichen Seulen aus einem hiesigen Marmor, Mischia di Brentonico genannt, nebst der Statue St. Sebastiani aus weißem Marmor zu besehen. Rand rechts: Jesuiterkirche. Es finden sich daselbst auch gute Gemälde von Giov. Batt. Bellotti, Torelli, Odoardo Perini, Santo Prunati, Balestra etc.

Die Kirche und das Kloster di S. Giorgio gehören den Benedictinern. Rand rechts: Kirche St. Giorgio. Rand rechts: Inscription Numini Sancto propitiato D. Georgii. Außen über der Kirchthüre liest man:


Numini Sancto propitiato

Divi Georgii

Pollentis, potentis, invicti

Pie, rite, solemnitus

Sacrum dicatum esto.


Inwendig über der Thüre hat Domenico Tintoretto die Taufe Christigemalet. Rand rechts: Gemälde. Auf dem Hauptaltare ist der Märtyrertod des h. Georgius vom Paolo Veronese, und dabey auf der einen Seite die Sättigung der fünf tausend Menschen vom Paolo Farinati, welcher dieses Stück im neun und siebenzigsten Jahre seines Alters gemalet, sonst aber, außer den Werken, welche man zu Verona von ihm zeiget, wenige Andenken in Italien hinterlassen hat, weil er seine meiste Zeit mit Malen im Escurial zugebracht. Auf der andern Seite zeiget sich ein noch besseres Gemälde, auf welchem von Felice Brusasorgi die Sammlung des Manna abgebildet ist. Dieses Stück hat vier und zwanzig veronesische Fuß in der Länge und drey und zwanzig in der Breite. Von eben diesem Meister sieht man in itztgedachter Kirche die Vorstellung des apokalyptischen Gesichts, wie Michael mit etlichen andern Engeln eine junge Frau nebst ihrem Kinde gegen einen Drachen vertheidiget. Ob aber mit dem verborgenen Verstande dieser Offenbarung übereinkomme, daß das Kind voller Furcht und Schrecken weine, wie es hier thut, überlasse ich andern zu untersuchen. Auf einem andern Gemälde hat Paolo Veronese den Barnabam, wie solcher die Kranken heilet, vorgestellet. Gegenüber zeiget sich die h. Maria zwischen zween Bischöfen, und hat auf solchem Stücke der Meister desselben Gerolamo da i Libri insbesondere den gewebten Teppich, worauf Maria ihre Füße setzet, sehr natürlich zu malen gewußt. Von der Malerey des Domenico Ricci, der Brusasorzi zubenamt worden und der Vater des Felice gewesen, sind gleichfalls etliche Denkmaale vorhanden. Diese Kirche ist eine von den schönsten der Stadt.

In der Kirche des Hospitals della Misericordia oder der incurabili ist die Pietà oder Maria, wie sie den Leichnam ihres vom Kreuze genommenen Sohnes vor sich sieht, vom Alexandro Turchi sehr gut gemalt. Rand rechts: Kirche della Misericordia. Dieser berühmte Meister ist fast mehr unter dem Namen d'Orbetto bekannt, welchen er bekommen, weil er als ein armer Knabe einen blinden Mann geleitet, bis ihm einsmals Felice Brusasorzi zugesehen, wie er mit Kohlen einige Figuren an die Mauer gemalet, wodurch Felice bewogen worden, gute Hoffnung von ihm zu schöpfen und ihn zu sich zu nehmen14. Rand rechts: Nachricht vom Maler d'Orbetto.

Die Olivetanerkirche oder Madonna in Organo hat einen schönen Altar von kostbarem Marmor, auch viele rare Gemälde, worunter Madonna Graziosa, welche Antonio Balestra gleich beym Eingange linker Hand verfertiget hat, keines der schlechtesten ist. Rand rechts: Olivetanerkirche. Rand rechts: Gemälde. Die Himmelfahrt Mariä und der bethlehemitische Kindermord, nebst etlichen andern Stücken in der Tribuna, sind vom Paolo Farinati. Die Stühle des Chores sind von einem Olivetanermönche oder einem Layenbruder Giovanni Veronese artig mit Holze eingelegt. Allhier[1027] bekam man ehemals auch den hölzernen Esel zu sehen, in dessen Bauche, nach der Einbildung etlicher einfältigen Leute, die Reliquien des Esels, worauf der Heiland seinen Einzug in Jerusalem gehalten, verwahret seyn sollen. Rand links: Reliquien des Esels Christi. Die Fabel von diesem Esel, wie er viele Länder besuchet, endlich in der Gegend von Verona gestorben und daselbst nicht gänzlich ohne Verehrung gelassen worden, erzählet MISSONT. I, p. 164, sq. mit vielen Umständen; womit er aber sowohl als mit andern bisweilen etwas beißigen Urtheilen über die Aberglauben, welche er hie und da auf seinen Reisen bemerket, gar schlechten Dank bey den Römischkatholischen verdienet hat. Rand links: Vertheidigung des Misson. Insonderheit sind die Veroneser wegen der Beschuldigung, daß sie solche Meynung von den Reliquien des jüdischen Esels geheget haben sollten, fast so sehr empfindlich, als wenn sie daraus einen schimpflichen Beynamen zu befürchten hätten15; und behaupten sie, es müsse Misson sich dergleichen Mährchen von Mägden oder Küchenjungen, die seiner Leichtgläubigkeit spotten wollen, haben aufbürden lassen; in Verona habe kein vernünftiger Mensch jemals solche Gedanken gehabt, und wenn obgedachter hölzerner Esel ehemals am Fronleichnamsfeste mit in der Proceßion herum getragen worden (welches sie nicht leugnen): so sey solches aus keiner andern Ursache geschehen, als hiedurch einen Theil der letzten Begebnisse des Heilandes, nämlich den Einzug in Jerusalem vorzustellen, wie solches auch mit andern Theilen der Paßionshistorie zu gleicher Zeit geschehe. Ich habe dergleichen hölzernen Esel mit dem darauf sitzenden Bildnisse des Heilandes auch in der Kirche Unserer lieben Frauen zu Halle bey Brüssel gesehen, woselbst man ihn zu gleichem Endzwecke in Processionen brauchet; und bin ich genugsam versichert, daß man vielen vernünftigen Leuten unrecht thun würde, wenn man vorgeben wollte, alle Veroneser geben den Fabeln, die etwan das gemeine Volk von ihrem hölzernen Esel geglaubet, Beyfall. Indessen aber fehlet es auch nicht an Umständen, welche zur Vertheidigung des Misson angeführet werden können, zumal da er denjenigen nennet, von welchem er seine Erzählung hat, nämlich Montel, einen französischen Kaufmann, welcher sich lange Zeit in Verona aufgehalten. Wenn man von den Aberglauben eines Ortes überhaupt spricht, so versteht sichs ohne dem, daß die Rede nicht von solchen Einwohnern desselben sey, welche das Licht der Vernunft und der Offenbarung zu gebrauchen wissen. Rand links: Von besondern Aberglauben aller Secten und Nationen. Keine Stadt ist so geringe, daß in derselben gar kein einziger witziger Kopf sollte anzutreffen seyn, und nichts desto weniger wird keine Stadt zu finden seyn, in welcher nicht etliche abergläubische Dinge oder Meynungen regieren sollten. Wie weit der Verfall des gemeinen Volkes in Ansehung der Aberglauben gehen könne, zeiget die Erfahrung und die Historie sowohl alter als neuerer Zeiten. Keine Nation, keine Secte ist von dieser ansteckenden Krankheit frey; unstreitig aber sind diejenigen menschlichen Gesellschaften, in welchen man den Gebrauch der gefunden Vernunft in Religionssachen entweder allzusehr einschränken oder gänzlich verwehren will, der Gefahr solches Uebels am meisten unterworfen. Hat man nicht auch in andern Ländern allerley Fabeln von dem Esel, worauf der Heiland seinen Einzug in Jerusalem gehalten? und zeiget man nicht auch auf dem Wege von Tübingen nach Hildritzhausen, eine halbe Stunde vor diesem letzten Orte[1028] (welcher drey Stunden von Tübingen liegt) Löcher auf zween breiten Steinen, von welchen das gemeine Volk der dasigen Gegend noch aus den Zeiten des Pabstthums die Tradition hat, es wären solches Fußstapfen, die der obgedachte Esel auf seiner Wanderschaft durch Schwaben hinterlassen, als er da selbst ausgeruhet.

Ich habe öfters überleget, ob es einem Protestanten nicht möglich sey, seine Reisebeschreibung durch Italien also einzurichten, daß man daraus den Unterschied seiner Religion nicht errathen könne, gleichwie von einem unparteyischen Geschichtschreiber erfodert wird, daß er gleichsam ohne Vaterland und Religion (in sofern durch dieses letzte Wort die äußerliche Absonderung der unterschiedenen Confeßionsverwandten verstanden wird) sey; alleinich habe dabey überaus große Schwierigkeiten gefunden. Es werden z. E. an dreyen und mehrern Orten ganze præputia Christi gezeiget, deren jedes vielleicht etliche päbstliche Bullen vor sich hat. Soll ein Protestant bey solcher Erzählung den Widerspruch der päbstlichen Documente, und die Unmöglichkeit, daß alle drey præputia ächte Reliquien seyn, gänzlich mit Stillschweigen vorbey gehen, und bey jedem Orte setzen, daß daselbst das wahre præputium aufgehoben werde, oder soll er nur kürzlich melden, man gebe dieses oder jenes für ein aufrichtiges Heiligthum aus? Ersteres gestattet die Liebe zur Wahrheit nicht, und im andern Falle mag er seine Worte noch so künstlich, als er wolle, drehen; so wird man dennoch daraus gar bald abnehmen, daß er der römischkatholischen Kirche nicht zugethan sey16.

Um aber wieder auf die Fabel von dem veronesischen Esel zurück zu kommen; so mögen theils die stachlichten Ausdrückungen des Misson, theils die satirischen Nachfragen der Fremden und Reisenden wegen besagter Reliquie, theils vielleicht auch die abergläubischen Misbräuche, welche das gemeine Volk mit unterlaufen ließ; Gelegenheit gegeben haben, daß man nun schon seit acht Jahren den gemeldten Esel nicht nur in keine Proceßionen mehr bringt, sondern sogar verstecket, und, so viel es möglich, verleugnet. Rand rechts: Warum man gedachten Esel zu Verona nicht mehr zeige. Absonderlich machet man viele Schwierigkeiten, ihn Fremden sehen zu lassen. Ich meines Theils würde es für kein großes Unglück gehalten haben, wenn ich selbigen nicht zu sehen bekommen hätte; es fügte sich aber auch durch einen besondern Zufall, daß ich in die Kapelle St. Benedicti der obgedachten Kirche kom, und den darinnen verschlossenen Esel nach Gefallen betrachten konnte. Es steht derselbe auf dem Altare und zwar hinter dem Altargemälde, so auf Holz den heil. Benedict vorstellet, und als eine Thür aufgeschlossen werden kann. Der Esel selbst ist ein Stück von guter Bildhauerarbeit, so schon vor etlichen hundert Jahren von einem frommen Mönche dieses Klosters verfertiget worden. Der Heiland, der darauf sitzt, und gleichfalls von Holze ist, hält in der linken Hand ein Buch, und mit der rechten ertheilet er den Segen. Uebrigens ist an der Wand der gedachten Kapelle noch ein gutes Gemälde, worauf Domenico Brusasorgi die Auferweckung Lazari abgebildet hat, nicht außer Acht zu laßen.

In der Kirche St. Proculi besteht das Tischblatt des Hauptaltares aus einem einzigen Stücke Verde antico, welches sechs palmi in der Breite und zwölf in der Länge hat. Rand rechts: Kirche St. Proculi.[1029]

Die Körper der Heiligen Cosmus und Damians werden indem unterirdischen Gewölbe verwahret. Wer Luft hat, dergleichen Reliquien doppelt zu sehen, findet solche auch nach dem Zeugnisse desROSSIin Roma Moderna zu Rom in der Kirche der besagten Heiligen al Campo Vaccino. Rand links: Irriges Vorgeben von des Königs Pipinus Grabe. In dem Cemiterio von St. Proculo zu Verona zeiget man ein Gewölbe, worinnen anitzt viele Schlangen und Nattern sich aufhalten, vorzeiten aber der Körper des Königs Pipinus (welchen man in Kriegszeiten herausgenommen und nach Frankreich gebracht) begraben gewesen seyn soll. Die ganze Sache ist eine Fabel, und eines Königs Pipinus Grab nicht in Verona zu suchen, weil der König in Frankreich dieses Namens ohne Zweifel zu St. Denys, woselbst er gestorben ist, begraben liegt17; der Sohn Karls des großen aber, Pipinus, König von Italien, zu Mayland seine Ruhestäte gefunden hat.

Aus dem Hause, worinnen ehemals der h. Zeno gewohnt haben soll, hat man eine Kapelle oder Oratorium gemacht, und liest man daselbst auf einem großen in der Wand befindlichen Steine die Worte: Rand links: Oratorium S. Zenonis.


Hoc super incumbens saxo prope fluminis undam

Zeno Pater tremula captabat arundine pisces.


Von dieser Kapelle ist zu unterscheiden die Kirche oder Basilica S. Zenonis, woselbst in einem besondern Gewölbe ein großes rundes porphyrnes Gefäß, so sechs und zwanzig Fuß im Umfange oder acht veronesische Fuß im Diameter hat, aufgehoben wird. Rand links: Kirche St. Zenonis. Es besteht solches aus einem einzigen Stücke, so einem sehr flachen Kelche gleicht. Rand links: Großes porphyrenes Gefäß. Das dazu gehörige Piedestal machet ein anderes großes Stück aus. Beyde hat der Teufel auf Befehl des heil. Zenonisaus Istrien hieher bringen müssen. Rand links: Was solches dem Teufel für Mühe gekostet? Seine erste Reise damit war etwas unglücklich. Die Last war ihm zu schwer, und daher ließ er das Fußgestell in die adriatische See fallen. Dem h. Zenoni thaten die Entschuldigungen, welche der Satan desfalls vorbrachte, kein Genügen, sondern dieser mußte wieder zurück, und dasjenige, was er verlohren hatte, nachholen. Man beschuldige mich allhier nicht, wie den Misson, daß ich mir etwan von einem Küchenjungen etwas hätte weis machen lassen; denn ich berufe mich auf ein bas-relief, welches die ganze Geschichte vorstellet und nahe bey dem porphyrnen Gefäße in der Mauer befestiget ist, wohin es vermuthlich nicht hat kommen können, als auf Gutheißen der Vorsteher und der Clerisey dieser Kirche. Man brauchet itziger Zeit gedachtes Gefäß zu nichts. Wenn es aber wahr ist, daß es ehemals zum Kessel des Weihwassers gedienet, so ist kein Wunder, daß der Teufel, im Fall er solches vorher gemerket, sehr ungern daran gekommen, die Waffen wider sich selbst mit Mühe zusammen zu schleppen, und ein Behältniß für ein Wasser, womit man ihn und sein ganzes Heer vertreiben kann, herbey zu schaffen. Es verhindert indessen die Größe des Gefäßes zu glauben, daß es jemals bey dem Gebrauche des Weihwassers habe dienen können. Wegen seiner ansehnlichen Stücke und Materie bleibt es allezeit ein kostbares Werk. Wir lesen aber nirgends in der heil. Schrift, daß der Heiland und seine Jünger die Gewalt, so sie über die bösen Geister gehabt, dazu angewendet, daß diese ihnen ausländische Curiositäten herbey haffen müssen, da die ägyptischen Pyramiden und andere kostbare Denkmaale Arbeit genug für solche Geister, denen zwey mäßige Stücke Steins auf einmal zu schwer sind, hätten an die Hand geben können. Anbey ist zu bewundern, warum Zeno, wenn er des gemeldten Porphyrgefäßes benöthigt gewesea, nicht lieber Engel als einen Teufel abgeschickt, um solches zu bringen.[1030]

Der Taufstein der Kirche St. Zenonis ist groß und aus einem einzigen Stücke weißen Marmors verfertiget. Rand rechts: Taufstein. Das Tischblatt des Hauptaltars besteht gleichfalls aus einem einzigen Stücke von hiesigem Landmarmor, so dreyzehn Fuß in der Länge und sechs in der Breite hat. St. Zeno ist in dem unterirdischen Gewölbe begraben. Die Kirche hat viele Seulen aus gelbem Marmor. An der Kirchthüre, die von Bronzo-Blech ist, sind allerley geistliche Figuren, wiewohl gar schlecht, vorgestellet. Rand rechts: Bas-reliefs an der Kirchthüre. Auf beyden Seiten sieht man biblische Geschichte in Stein gehauen, und nehmen die Historien des alten Bundes die Seite zur rechten Hand (wenn man in die Kirche gehen will), die evangelischen Begebenheiten aber die andere Wand ein. Bey verschiedenen sind lateinische Verse zu lesen, z. E. über die Erschaffung der Thiere auf dem Erdboden:


Factor terrarum genus hoc creat omne ferarum.


Die Weisen aus Morgenlande haben Kronen auf ihren Häuptern; und bey Gefangennehmung Christi hat manden Petrus, der dem Malchus ein Ohr abhauet, nicht besser von den übrigen zu unterscheiden gewußt, als daß man ihm einen Schlüssel an den Arm gehängt. Rand rechts: Fabelhafte Erklärungen etlicher Figuren.

Die äußersten Zierrathen sind vor andern besonders, und stellen Reuter, Thiere, Jagden und dergleichen vor, mit beygehauenen lateinischen Nachrichten, davon aber die wenigsten mehr leserlich sind. Das gemeine Volk schleppet sich mit mancherley Fabeln, so diese Bilder betreffen. Unter andern geben sie vor, es habe der König Theodorich mit dem Satan einen Bund errichtet gehabt, kraft dessen dieser sich anheischig gemacht, den König allezeit mit guten Jagdhunden und Pferden zu versehen, und dahin zieleten die Worte über einer Jagd:


O Regem stultum, petit infernale tributum,

Moxque paratur equus, quem misit Dæmon iniquus,

Exit squa nudus petit infera non rediturus

Nisus equus cervus canis huic datur, hos dat avernus.


Der Reuter, so den Theodorich vorstellen soll, ist mit Steigbügeln versehen, welches man in andern Alterthümern nicht findet.

Rechter Hand unter dem Dache sieht man an dem Gesimse zweene Hahnen, welche einen mit den Füßen an eine Stange gebundenen Fuchs tragen, wie man dergleichen auch auf dem Fußboden der St. Markuskirche zu Venedig in eingelegter Arbeit bemerket. Gleichwie man von dem Namen der Gallorum, welcher sowohl den Hahnen als Franzosen gemein ist, Gelegenheit genommen, dieses letztgedachte Stück von den französischen Königen Karl dem achten und Ludwig dem zwölften, wie auch von dem listigen mayländischen Herzoge Ludwig Sfortia zu erklären; also muthmaßet Misson, daß in den veronesischen Figuren eines Theils der longobardische König Desiderius oder dessen Sohn Adalgisus, andern Theils aber Pipinus und Karl der große angedeutet wären. Ich halte überhaupt dafür, man gehe zu weit, wenn man in denen lächerlichen und abgeschmackten Figuren, womit die Mauermeister der mittlern Zeiten ihrer Arbeit eine Zierde zu geben glaubten, viele Geheimnisse, worauf sie in der That nicht gedacht, suchen will; und was insbesondere die Kirche St. Zenonis zu Verona anlangt, so ist solche keinesweges von dem Alter, das man ihr insgemein giebt, weil solches sich nicht schicket mit dem Titel Rex Galliæ, welchen man unter andern an dem Portal solcher Kirche in Stein gegraben findet. Rand rechts: Zweifel wider das Alterthum der Kirche St. Zenonis.

Liebhaber guter Gemälde finden solche noch in den Kirchen S. Nazario de' PP. Benedettini, S. Stefano, Fermo etc. Rand rechts: Gemälde in etlichen andern Kirchen. Bey den Kapuzinern sieht man etliche schöne Stücke vom Farinati,[1031] worunter aber eines ist, auf welchem die Abnehmung Christi vom Kreuze durch St. Franciscum verrichtet wird.

Das weibliche Geschlecht ist in Verona wohlgestalt und von gesunder Farbe, wozu ohne Zweifel die gute Luft, deren man hier genießt, vieles beyträgt. Rand links: Gesunde Luft. Die Nachbarschaft der Gebirgemachet, daß auch inden heißesten Sommertagen allezeit gegen Abend kühle Lüfte wehen; und ob man gleich die Orangerien des Winters über nicht unter freyem Himmel lassen kann, so ist doch das Clima überhaupt für die Früchte und Gärten sehr gut.

In dem ehemaligen baduarischen Garten, der itzt dem Comte Justi gehöret, sieht man eine treffliche Allee von dicken Cypressen, darunter viele über hundert Fuß hoch und über zweyhundert Jahre alt sind. Rand links: Garten des Comte Justi. Rand links: Große Cypressen. Dieser Garten ist mit einem Labyrinthe versehen und liegt an einer Höhe, von welcher man eine angenehme Aussicht über die Stadt und die benachbarte Ebene hat. In den vier Winkeln einer allhier angelegten Grotte können vier Personen zusammen sprechen und einander deutlich verstehen, ohne daß derjenige, so in der Mitte ist, etwas davon vernimmt. Rand links: Unterschrift einer Statue Cereris. Unter einer Statue der Ceres liest man:


Ne quid Veneri

Deesset

Cum Bacho Ceres

Associatur.


Unter einer dabey stehenden Statue der Venus:


Eine me lætum

Nihil exoritur:

Statua in Viridario

Mihi posita est

Ut in Venere Venus esset.


Und unter der Statue des Bacchus:


Ambulator

Ne trepides

Bachum Amatorem Non Bellatorem Ad Genium loci Dominus P.


Das veronesische Erdreich bringt gute Pfirschen, Melonen, Feigen, Erdbeere, Trüffeln, sehr große Artischocken, Spargel, Kastanien, Aepfel, Birnen, Pflaumen, Wein, Oliven und vielerley Kräuter hervor. Rand links: Veronesische Früchte.[1032]

Der Garten des D. Gazzuola hat schöne Alleen, um in Schatten gehen zu können. Rand rechts: Garten des D. und Comte Gazzuola. Sein Wapen. Der Besitzer desselben, der sonst ein Advocat war, hat sich den Titel von Comte geben lassen: und weil Gazzuola in italienischer Sprache eine Aelster bedeutet, so führt er auch diesen Vogel in seinem Wapen mit der Ueberschrift: Loquendo. Itztgedachten Garten hat er seiner ehemaligen Profeßion zu danken, indem er dem vorigen Besitzer desselben so lange als Advocat bedient gewesen, daß solcher ihm endlich für die gehabte Mühe und Unkosten den Garten abtreten müssen18. Sobald Gazzuola den Garten in Besitz genommen, ließ er das Wapen des vorigen Eigenthumsherrn wegnehmen, und dafür das seinige mit der gewöhnlichen Inscription, Loqueudo, daran setzen, welches man wider seine Absichten auf die Art, wie er zum Garten gelanget, erkläret. Rand rechts: Lächerliche Application desselben.

Zum Beschlusse habe ich noch etwas von denenPetrefactis, die in hiesiger Gegend gefunden werden, und davon der Medicus Bastiano Rotario einen ansehnlichen Vorrath besitzt, hinzu zu thun. Rand rechts: Petrefacta. Unter denselben sind meines Erachtens die vornehmsten eine Art Seekrebse, so Paguri genennt und selten angetroffen werden. Rand rechts: Seekrebse.

Zwischen Verona und Vicenza finden sich in der Gegend von Bolco und nicht weit von Vestene nuova in einer weißen Erde allerley Fische, deren Arten sonst theils in gesalzenen Wassern zu leben pflegen. Rand rechts: Fische. Weil der Grund wenig Kalk an sich hat, so sind diese Sceleta meistentheils wohl erhalten, also daß man die Gräten vollkommen und öfters auch die Schuppen sehen kann. Diejenigen Fische, welche am meisten vorkommen, sind Sarda minor, Lucius, Solea, Raja, Hirundo Marina (ein fliegender Fisch), Perca, Saurus und Gobius.

Außer diesen trifft man bey Bolca Krebse, große Austerschalen und versteinerte Blätter von der Lonchytide aspera an. Rand rechts: Andere versteinerte Sachen.

Von den Petrefactis der Berge Boricolo und Zoppica hat im Jahre 1721 der berühmte venetianische Apotheker Joh. Hieronymus Zannichelli ein an den Jesuiten P. Bonanni gerichtetes Schreiben herausgegeben, so den Titel hat: Lithographia duorum Montium Veronensium vulgò di Boricolo et di Zoppica dictorum. Das vornehmste, so man hier findet, sindOstrea maxima rugosa, lapides lenticulares majores levigati, Conchitæ, Cochleitæ, Turbinitæ, Numismata sive Lapides frumentarii etc.

In der Gegend von Bognolo sammlet man Coralloides, Ostrea, Numisinata majora, Tubulitas instar Cornu Ammonis in se revolutos, Cochleitas undBuccinitas. Versteineret Corallengewächse werden auch an dem Moate di Soave ausgegraben.

Bey Ronca sind zu haben: Conchitæ læves, transversim minutissime striati, nebst andern dahin gehörigen Arten, Tellinitæ, Strombitæ læves, Strombitæ muricati & striati etc. Turbinitæ fasciati, Turbinitæ fasciati & striati, Turbinitæ muricati, Turbinitæ muricati& in orbe superiore fasciati, Turbinitæ fasciati & puncticulati, Turbinitæ fasciati & echinosi,[1033] Turbinitæ heptangulares variis striis asperati, Turbinitæ alii muhangulares striati, Muricites marmoreus rostro incurvato, Muricitæ leviter striati, partim rostri curvi, partim auriti, majores & minores, Murex marmoreus auritus rufescentis coloris, ostreum bivalve rufescentis coloris, Cochleitæ læves, Buccinitæ læves, Chamæ coloris cinerei transversim striatæ, Purpuritæ echiniformes, Coralloidæ, Madreporæ, Numismata s. Lapides frumentarii etc.

In verschiedenen andern Gegenden des Gebiethes von Verona finden sich: Conehitæ, Pectinitæ auriti, Pectinitæ sulcis latissimis insigniti, Pectines ingentes striis crassioribus rugosis, Pectunculitæ minutissime per longum striati, Pectunculitæ Listeri, Pectunculi per longum & transversim striati, Tellinitæ, Cochleitæ læves marmorei nebst andern dahin gehörigen Arten, Cornua Ammonis, Nmtilus in marmore rufescenti, Odontopetræ, Coralloides, Lapis frumentarius s. juxta Langium Semen fœniculi, Lapis Lyncius s. Belemnites, Alcyonia varia, Strombi, Lapides lenticulares, Purpuræ marmoreæ, Turbines in longum undati & eleganter minutim in transversum crispati, Turbinitæ per longum & transversim striati, Fungi, Modioli & Lapides Amygdalam referentes, Muricitæ, auriti Chamæ dentatæ Buccinitæ, Bucarditæ, welche die Bauren Tortellos nennen (sie sind bivalves, und fast in der Gestalt eines Herzens), Musculi, ostreum bivalve imbricatum, osteocollæ cretaceæ varlæ species, cancri varlæ magnitudinis, Lentisci folia und andere versteinerte Blätter, desgleichen Echinitæ Spatagoldes nudi, so dieses besondere haben, daß die fünf doppelten Reihen von Puncten, die sich von seiner Spitze vertheilen, nicht gegen dasCentrum der Basis laufen, sondern sich bald wieder vereinigen, und solchergestalt einen fünfeckichten Stern abbilden. Rand links: Echinitæ Spatagoides nudi. Außer diesem Unterschiede bemerkete man an diesem Sterne nicht sowohl eingedrückte, als vielmehr erhabeneFascias. Itztgedachter Echinus ist oval, auf einer Seite ein wenig breiter, als auf der andern, und in diesem Stücke dem Echino pileato fibulari etwas gleich, von welchem er aber darinnen abgeht, daß er eine kleine Oeffnung in der obern superficie gegen die Gegend der Basis hat, und zwar in der Mitte der Seite, die am breitesten ist, zwischen zween radiis, anstatt daß die pileati tum fastigiati tum fibulares ihre beyden Oeffnungen in der Basi haben, und zwar die eine in der Mitte derselben, die andere etwas näher gegen den Rand.

Der Echinus Spatagus vestitus ist ganz stachlicht, und sitzen seine aculei auf erhabenen Eintheilungen, welche wegen ihrer Gestalt von etlichen Scutula, von andern aber Mammæ genennt werden. Rand links: Echinus Spatagus vestitus. Der Riccio Marino spinoso und Cardo marinus machen besondere Arten diesesEchini aus. Rand links: Roccio marino spinoso. Cardo marinus. Die Stacheln sind nicht von allen Echinis gleichspitzig, sondern von etlichen auch stumpf, und werden solche Radioli cucumerini oder Lapides Judaici und in Malta Bastoncelli di San Paolo genennt. Von allen diesen Arten kann man in dem veronesischen Gebiethe eine reiche Sammlung machen. Rand links: Lapides Judaici.

Die Arten der versteinerten Fische, so man hin und wieder antrifft, sind vornehmlich Sauri, Scombri, Gobii, Lucii, Sardæ, Rubelliones, Sudes (so insgemein Angusigole genennt werden), Ranæ piscatrices, Rhombi, Mormyres oder, wie sie sonst heißen, Pesci Marmore, und dergleichen etc. Rand links: Versteinerte Fische in andern Orten des Gebiethes von Verona. Marmorbrücht.

Außer dem Mischio di Brentonico und dem Giallo di Torri bringt das Land noch viele andere Sorten von gutem Marmor hervor, deren Proben man hie und da in den Kirchen findet.

Verona, den 2 May

1730,

Fußnoten

1 MAFFEIin Verona Illustr. P. III, p. 20 zeiget, daß die Venetianer aus dem sämmtlichen veronesischen Gebiethe jährlich über fünf hundert und sechszig tausend Ducati ziehen, welche hundert und zwölf tausend Doppie oder spanische Pistolen ausmachen.


2 Die Veroneser erkennen zwar den Julius Cäsar Scaliger für ihren Landsmann; allein die Ankunft von der alten fürstlichen Familie machen sie ihm streitig, und beschuldigen insbesondere dessen Sohn Joseph Scaligern, daß er in der Epistola de splendore gentis suæ, desgleichen in der Consutatione Pabulæ Burdonum offenbare falsa begangen und einen rechten Roman erdichtet, um nur seine chimärische Genealogie zu behaupten. Siehe MAFFEIVeron. illust. P. II, p. 156, sq. Die Foderungen dieser Scaligerorum oderBordonorum sind niemanden mehr nachtheilig, weil sie keine eheliche Erben hinterlassen haben. Josephus hat den angenehmen Traum von seinem fürstlichen Stamme sich niemals benehmen lassen, und die Akademie zu Leyden hielt sichs für eine Ehre, eine so vornehme Standesperson zum Professor gehabt zu haben, daher es kein Wunder ist. wenn in dem Epitaphio, welches ihm in der Frauenkirche zu Leyden aufgerichtet worden, sein Recht auf Verona gleichsam außer allem Zweifel gesetzet wird. Ich theile hier die ganze Inscription mit, wie ich solche vor etlichen Jahren an obgedachtem Orte abgeschrieben: Deo O. M. Sacrum & æternæ memoriæ Josephi Justi Scaligeri, Jul. Cæs. a Burden F. Principum Veronensium nepotis, Viri qui invicto animo una cum parente heroe maximo contra fortunam adsurgens ac jus suum sibi persequens imperium majoribus ereptum ingenio excelso, labore indefesso, eruditione inusitata in literaria Rep. quasi fataliter recuperaverit, sed præsertim ejusdem modestlæ, quodsibi fieri vetuit, iidem qui in urbem hanc vocarunt Curatores Academiæ & Vrbis Consules hoc monumentum P. E. L. C Ipse sibi æternum in animis hominum reliquit. Obiit d. 21. Jan. MDCIX. In dem Wayen sieht man einen doppelten Adler mit rothen Füßen auf einer Steige oder Leiter.


3 Von des Fracastoris Leben und Schriften handelt mit mehrermder MarcheseMAFFEIin Verona. illustrata, Part. II, p. 178, woselbst auch eine auf ihn geprägte Medaille eingerücket ist, auf deren einen Seite das Brustbild Hieronymi Fracastoris zu sehen ist, auf der andern aber ein brennender Altar, der unter seinerbasi eine Schlange zeiget, und auf den Seiten ein Buch; eine Sphæram armillarem; Apollens Leyer und einen Lorberkranz, mit der Umschrift: Minervæ Apoll. &Æsculap. sacrum.


4 Maffei, Fontanini, Buonaroti und Mariani haben seit einigen Jahren viele Mühe auf die hetruscische Sprache und Alterthümer gewandt; es scheint aber noch nicht, daß sie etwas mehrers als ungewisse Muthmaßungen entdecket haben. Der berühmte Hans Sloane in London besitzt verschiedene mit hetruscischen Buchstaben bezeichnete Gefäße.


5 Die vornehmsten dayon, und was hauptsächlich in des Saibanti Sammlung anzutreffen, zeiget Maffei an in Verona illustr. P, III, p. 244, sq. it. p. 241, sq.


6 Solches ist im Jahre 1732 zu Verona in Folio herausgekommen.


7 Der Titel des Maffeischen Werkes ist: De gli Anfiteatri e singolarmente del Veronese libri due, in Verona, 1728, 8vo.


8 Man vergleiche mit dieser Beschreibung des Verfassers den BURNETVoyage en Suisse, p. 228: Une des amiquites des de cette ville la plus renommé êt son amphitheatre, qui êt un des moindres, que les Romains batirent autre fois, mais qui êt une de mieux conservez. Car quoy que quelques unes des pierres de la muraille, qu'il environne, soient offencees. Cette grande voute en penchant, sur la quelle les sieges sont ranges, subsiste tous-jours en son entier, aussi bien que les sieges memes, dont ilya vingt vult rangs, chaque rang ayant un pied, et demi de haut, et autant de large pour la commodité de ceux, qui s'y asseont. Il peut contenir 23000 personnes a prendre un pied êt demi en quarré pour chaque personne. Ot voit encore sous la voute les êtabies, ou etoient renfermees les bêtes, qui devoient divertir lepe uple.


9 In dem römischen zählte man achtzig, und zu Nimes nur sechszig.


10 MAFFEIin Veron. illustr. Part. I, 38 behauptet, daß die Adige jederzeit den Lauf gehabt, welchen sie noch heute zu Tage hält.


11 An diesem liest man noch den Namen des Baumeisters Lucii Vitruvii Cerdonis, welchen man für einen Freygelassenen des Vitruvs hält.


12 Hievon können nachgesehen werden Plantæ five Simplicia, ut vocant, quæ in Baldo Monte & in Via ab Verona ad Baldum reperiuntur, perJoh. PON.Pharmacopæum Veronensem, Basil. 1608, 14to.


13 Vermuthlich soll es Vexillum Caudæ heißen und den Roßschweif bedeuten.


14 Er starb 1648. MAFFEIVeron. illustr. P. III, p. 165.


15 Wie die Heyden den Juden die Anbethung eines Esels vorgeworfen, solche Beschuldigung hernach auch gegen die Christen fortgesetzet. und solche Asinarios genennet, unter dem Vorwande, daß sie einen Eselskopf verehrten, zeiget TERTYLLANVSApol. c. 16, wie auch KORTHOLTin pagan. obtrect. lib. II, c. 1.


16 Der Verfasser machet hier eine richtige Ausnahme von der allgemeinen Regel, welche alle Leidenschaften eines Geschichtschreibers verdammet. Da die Wahrheit gleichsam die Seele der Geschichte ist, so bleibt der Satz richtig: daß ein Geschichtschreiber weder Vaterland noch Religion haben müsse. Ein Geist, den die Vorurtheile der Religion und des Vaterlandes martern, kann unmöglich etwas beyfallswürdiges liefern. Maimburgs Eeschichte des Calvinismus wird deswegen von seinen eignen Landsleuten verworfen. Dem Thuanus hingegen müssen selbst seine Feinde Gerechtigkeit wiederfahren lassen. Wan lese des Herrn Consistorialrath Simonetti Charakter eines Geschichtschreibers; §. 9, u. f.


17 Vid. EGINHARD. vit. Caroli Mc. 3. Annales Francisci Lambeciani, Tom. II. Commentar. de Bibliotheca Vindobonens. c, V, p. 371. ADELMVSad ann. 768.


18 Man müßte sehr lieblos zu urtheilen gewohnt seyn, wenn man von einzelnen den Schluß aufs allgemeine machen wollte. Indessen haben es die Advocaten ihren unartigen Mitbrüdern zu danken, daß man von undenklichen Zeiten her mit vielen Vorurtheilen wider sie eingenommen ist. Schon zu Augustus Zeiten waren sie in Rom sehr verächtlich worden, weil sie nicht mehr durch geschickte Reden, wodurch Cicero und Hortensius ihren Orden Ehre gemacht, sondern durch unnützes Geschwätz sich zu bereichern und die Parteyen zusammen zu hetzen suchten. Augustus sah sich sogar gezwungen, ihre Anzahl und zugleich ihre Habsucht einzuschränken. Zu Kaiser Ludwigs Zeiten mußte ihnen in Deutschland durch öffentliche Reichsgesetze Einhalt geschehen. AVENTIN. annal. Boj. l. IIII, ad a. 850, p. 244: Diminutæ sunt caussidicorum merces, quorum perfidia nihil venalius. Nec est quidquam, quod Teutonas nostro ævo magis ad summam egestatem redigit quam litium calumnlæ & legulejorum aurisuga turba, qui quasi Sardi venales fora constipant. Kein Volk aber hat vielleicht die Advocaten mit einem heftigern Hasse verfolget, als die alten Deutschen. FLOR. hist. rom. l. IIII, c. 12, §. 37: Nihil illa cæde Variana cruentius: nihil insultatione barbarorum intolerantius, præcipue tamen in caussarum patronos. Aliisoculos, aliis manus amputabant: unius os sutum, recisa prius lingua, quam in manu tenens barbarus: tandem, inquit, vipera sibilare desiste. Das Bild eines bösen Advocaten haben geschildert unter den Alten AMMIAN. MARCELL. l. XXX, c. 12, sqCICEROpro Rosc. Amer. c. 20. SENECAde ira l. I, c. 7, l. III, c. 37. PETRON. in Satyr. und unter den Neuern C. ZIEGLERin rabul., A.FRITSCHin advoc. peccant. und der berühmte italienische Rechtsgelehrte AureldiGENNAROdelle viziose maniere del defender le cause nel foro, 1745, 4.


Quelle:
Johann Georg Keyßler. Neueste Reisen durch Deutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen. Theil 2. Hannover 1751, S. 1034.
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