132. Mozarteum.

[246] München 5. Dez. 1780.

Der Tod der Kaiserin [Maria Theresia] thut meiner Oper im Geringsten nichts, denn es ist gar kein Theater eingestellt, die Comödien gehen fort wie sonst, und die ganze Trauer wird nicht mehr als 6 Wochen dauern; und die Oper geht vor dem 20. Jänner nicht in Scene. Jetzt bitte ich Sie mein schwarzes Kleid rechtschaffen ausbürsten, ausklopfen und auf das Möglichste gut herrichten zu lassen und mir selbes mit dem nächsten Postwagen zu schicken, denn künftige Woche zieht schon alles die Trauer an, und ich, der bald dort und da hinkömmt muß auch mitweinen.

– Dann habe ich auch wegen der ultima Arie von Raaff geschrieben, daß wir beide noch etwas Angenehmeres und in Worten Süßeres zu haben wünschten; das era ist gezwungen, der Anfang wäre gut, gelida massa ist wieder hart. Mit Einem Worte ausgesuchte oder ungewöhnliche Worte sind in einer angenehmen Arie allzeit unschicklich. Und dann möchte ich, daß die Arie nur Ruhe und Zufriedenheit anzeigte; und hätte sie nur einen Theil, wäre es auch recht, ja mir fast lieber. Dann habe ich auch geschrieben wegen Panzacchi; dem ehrlichen alten Mann muß man doch auch etwas zu Guten thun. Dieser möchte nur um etwa ein paar Verse sein Recitativ im 3. Act verlängert haben, welches wegen dem Chiaroscuro und weil er ein guter Acteur ist, von guter Wirkung sein wird; zum Beispiel nach der Strophe: Sei la città del pianto e questa reggia quella del duol, einen kleinen Schimmer von Hoffnung, und dann: Ich Unsinniger! wohin verleitet mich mein Schmerz! Ah Creta tutto io vedo. Wegen diesen Sachen darf ja Abbate Varesco den Act nicht wieder frisch abschreiben, das kann man ja leicht hineinschreiben. Dann habe ich auch geschrieben, – – daß mir (und auch andern)[246] die unterirdische Rede, um daß sie Effect macht, zu lang scheint. Ueberlegen Sie es. – Nun muß ich schließen, weil ich entsetzlich viel zu schreiben habe. Baron Lehrbach habe ich nicht gesehen, weiß auch nicht ob er noch hier ist oder nicht, ich habe nicht Zeit herumzulaufen; ich kann es leicht nicht wissen, daß er hier ist, er weiß es aber positiv, daß ich hier bin. Wäre ich ein Mädchen, wäre er gewiß schon bei mir gewesen. Wegen der lieben jungen schönen geschickten, vernünftigen Frl. Louise Lodron ist mir sehr leid, daß sie einem solchen Wanst zu Theil wird; sie wird wohl vermuthlich den Anfang des zweiten Theils von dem Menuett

132. München 5. Dez. 1780

den ich ihr vom Bach gelernt, mit ihm wacker spielen, denn zu dem Ausgang wird er wohl nicht viel Nutz sein, wenigstens sehr unbequem. Der Pepperl Lodron meine Empfehlung und ich lasse von Herzen condoliren, daß ihr ihre Schwester den guten Bissen weggeschnappt hat. Nun adieu. Den Augenblick erhalte ich Ihr Schreiben von 4. Dezember. Das Küssen müssen Sie sich schon ein wenig angewöhnen, üben Sie sich nur unterdessen immer mit der Maresquelli, denn hier werden Sie, so oft Sie zur Dorothea Wendling kommen (wo alles noch halb französischer Fuß ist) Mutter und Tochter embrassiren müssen, aber n.b. auf das Kinn, damit die Schminke nicht blau wird. Nächstens mehr. Adieu.

P.S. Nicht vergessen wegen meinem schwarzen Kleid, ich muß es haben, sonst werde ich ausgelacht, und das wird man doch nicht gerne.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 246-247.
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