3. Sagen, die auf eine asiatische Grundform schließen lassen.

[26] Ehe wir die Möglichkeit ins Auge fassen, daß unsere Schöpfungssage auf solcherlei Art nach Westen und Norden gelangt sei, gilt es den Nachweis zu führen, daß es überhaupt eine Sagenform gegeben hat, die, in jener Weise wandern konnte. Diese Form muß die einzelnen indischen, iranischen und gnostischen Elemente in einer Zusammensetzung enthalten haben, wie wir sie in Europa und Asien finden. Möglich, daß solcher Urtypus schon in altiranischer Zeit existiert hat. Solange er aber nicht nachweislich ist, beschränkt sich die Aufgabe dahin, aus abgeleiteten Formen den Schluß zu gewinnen, daß er in iranischer Nachbarschaft existiert hat. Und zwar kommen hier in Betracht:[26]


1. Die Jesiden, die zu dem iranischen Stamme der Kurden gehören und in Obermesopotamien und im türkisch-russischen Armenien wohnen.

2. Die Transkaukasier, die zugleich als Vermittler von Ost und West gelten können, da die Sagenwanderung durch ihr Gebiet erfolgt sein dürfte.

3. Die Zigeuner, die auf asiatischem Boden eine sehr alte Sagenform aufgelesen haben.

4. Die Mongolen, deren Überlieferungen wir aber erst im Zusammenhang mit einer umfassenden Sagenrundschau behandeln können.

Quelle:
Dähnhardt, Oskar: Natursagen. Eine Samlung naturdeutender Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden, 4 Bände, Leipzig/Berlin, 1907-1912, S. 26-27.
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