[381] Wie die drei geschickten Männer die Dämonen überlisteten.

Seite 340. Leute, die lange in Surat wohnen, erinnern sich vielleicht noch einer dort am Ort allbekannten Persönlichkeit, die Tom, der Barbier, hieß. Unter dessen Jugenderinnerungen befanden sich Anecdoten von einem berühmten Zweikämpfer, welcher auf ähnliche Weise, wie der Perlenschießer, mit seiner Kunst im Schießen Spaß trieb.

Sein liebstes Ziel war Tom's kleine, mit heißem Wasser gefüllte Kanne. Der Zweikämpfer schoß ihm dieselbe, wenn er sich auf seiner Morgenrunde befand, vom Zeigefinger. So trieb er es auch, wenn die Frauen mit ihren Wasserkrügen auf dem Kopfe vom Brunnen her an seinem Hause vorbeikamen. Daher war Tom sehr beruhigt, als sich eine alte Frau, trotz des üblichen Reugeldes, nicht über den verlorenen Krug und über den Schrecken, den ihr das plötzlich über sie hinströmende Wasser verursacht hatte, zufrieden geben wollte, sondern gerichtliche Hülfe in Anspruch nahm und dadurch den Zweikämpfer zwang, in[381] Zukunft von seiner gefährlichen Belustigung abzulassen. Tom gedachte dabei so lebhaft an seinen eigenen Schrecken, daß er nach dem Verlauf eines halben Jahrhunderts nur schlecht seine Empfindung über das gerechte, poetische Ende, das diesen Quälgeist ereilte, verbergen konnte. Der Zweikämpfer hatte einen jungen Beamten zu einem Duelle gereizt und dieser, der noch nie eine Pistole abgeschossen hatte, tödtete ihn! –

Quelle:
Frere, M[ary]: Märchen aus der indischen Vergangenheit. Hinduistische Erzählungen aus dem Süden von Indien, Jena: Hermann Costenoble, 1874, S. 381-382.
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