Ufer-Raschkäfer (Elaphrus riparius)

[33] Der Ufer-Raschkäfer (Elaphrus riparius) sammt seinen fünfundzwanzig Gattungsgenossen erinnert in mancher Beziehung an die Sandkäfer, namentlich durch die mehr als bei allen anderen Laufkäfern vorquellenden Augen und durch die Form des ganzen, allerdings stets kleineren Körpers, wie ein Vergleich der betreffenden Abbildung ergibt. Auch hinsichtlich des Betragens könnte man den Käfer als Uebergangsglied zwischen Sand- und Laufkäfern betrachten. Er liebt nämlich den Sonnenschein, indem er während desselben mit außerordentlicher Schnelligkeit umherläuft, jedoch nicht an trockenen Stellen, sondern auf schlammigen Rändern der Gewässer, auf dem Boden der im Austrocknen begriffenen Wasserlachen, auf feuchten Wiesen, wo spärlicher Graswuchs sproßt.


Ufer-Raschkäfer (Elaphrus riparius), vergrößert.
Ufer-Raschkäfer (Elaphrus riparius), vergrößert.

Auch entzieht er sich Verfolgungen nicht durch fortwährendes Auffliegen, sondern vertraut allein seiner Schnellfüßigkeit und seinem guten Glücke, einen sicheren Schlupfwinkel zu erreichen. Mit unglaublicher Hast ist er unter einem Stücke Rinde, unter einem faulenden Schilfstengel verschwunden, zwischen den Binsen und Grashalmen der Wiese, und vortrefflich kommen ihm die Risse im Boden zu statten, welche mit der Natur seines Tummelplatzes nach einigen sonnigen Tagen in so innigem Zusammenhange stehen. In diesen Verstecken hält er sich auch bei unfreundlichem Wetter auf, ungesehen von der gelben Wiesenbachstelze, den Regenpfeifern und anderen Insektenfressern unter den Vögeln, welche an gleichen Stellen das zahlreich sich sonnende Geziefer überrumpeln und verspeisen.

Der erzgrüne Körper unseres Käferchens ist dicht punktirt und jede Flügeldecke mit vier Reihen violetter, eingesenkter Warzen verziert. Im Kinnausschnitte steht ein Doppelzahn, und die vier ersten Glieder der männlichen Vorderfüße erweitern sich, jedoch nur schwach. Ueberdies besitzt der Käfer einen Tonapparat: der Rücken des vorletzten Hinterleibsringes ist nämlich in drei Felder getheilt, von denen die beiden seitlichen am Hinterrande je eine etwas gebogene und gezähnelte Leiste tragen. Mit diesen Leisten reibt der Käfer bei der Bewegung des Hinterleibes gegen eine erhabene und hohle, äußerlich stark geriefte Ader auf der Unterseite der Flügeldecken, wie Landois alles dieses weitläufiger auseinandersetzt. Die Raschkäfer bewohnen alle Länder außerhalb der Wendekreise, nur innerhalb derselben werden sie durch die Sandkäfer vertreten. Bei uns kommen neben der besprochenen noch einige sehr ähnliche andere Arten vor.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 33.
Lizenz:
Kategorien: