Hetaerius sesquicornis - Saprinus

[65] Der zierliche, bloß 2,25 Millimeter lange, glänzend rostgelbe Hetaerius sesquicornis oder quadratus, welcher mit einzelnen aufgerichteten Haaren besetzt ist, verdickte Seiten des Halsschildes und feingestreifte Flügeldecken hat, lebt bei Ameisen, vorherrschend in den Kolonien der Waldameise (Formica rufa), entschieden aber unter anderen, weniger abhängigen Verhältnissen als die Keulenkäfer, da man ihn auch ohne Ameisen unter Steinen angetroffen hat, wo wahrscheinlich früher solche gehaust haben. Die Sammler, welche sich der sogenannten »Myrmecophilen«, d.h. derjenigen Käfer befleißigen, welche nur in Ameisennestern zu treffen sind, sieben die ganze Ameisenkolonie mit einem Drahtsiebe, durch welches die Ameisen nicht gehen, aus, tragen das Ausgesiebte in leinenen Säckchen heim, um dort die Ergebnisse ihrer Arbeit in aller Bequemlichkeit zu durchmustern, und wählen am passendsten die Monate März und April, und die genannte Ameisenart zu dieser mühevollen und unbehaglichen Fangmethode, weil zu dieser Jahreszeit die Ameisen noch träge und weniger bissig sind. Von Hister unterscheidet sich die genannte Gattung durch kurzen Fühlerschaft, eine walzige, scheinbar ungegliederte Keule und durch sehr breite Schienen mit einer nach außen offenen Rinne für die Füße.

Die Saprinen (Saprinus) bilden neben den Histeren die artenreichste Gattung der ganzen Familie, theilen mit ihnen dieselbe geographische Verbreitung, dieselbe Körpertracht, haben aber mehr Glanz, und zwar entschieden metallischer Natur, in blau, grün, violett, führen dieselbe Lebensweise, [65] unterscheiden sich von ihnen jedoch wesentlich durch den Mangel des Brustlatzes, können aber trotzdem ihren Kopf einziehen. Eine mehr oder weniger starke Punktirung auf der ganzen Oberfläche des gedrungenen Körpers läßt einen gemeinsamen Fleck an der Wurzel der Flügeldecken unberührt.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 65-66.
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