Getreide-Laubkäfer (Anisoplia fruticola)

[89] Die Anisoplien (Anisoplia), Käfer von durchschnittlich 9 bis 11 Millimeter Länge, finden sich an verschiedenen Pflanzen, hauptsächlich aber an Gräsern und mithin auch an Getreidehalmen in Europa und Asien, in Afrika kommen nur wenige vor, in Ostindien werden sie durch die nächst verwandte Gattung Dinorhina vertreten, in Amerika fehlen sie gänzlich. Der zierliche Getreide-Laubkäfer (Anisoplia fruticola) ist erzgrün von Farbe, unten dicht weiß, am Halsschilde gelb behaart, die Flügeldecken sehen beim Männchen rostroth aus, mehr gelb beim Weibchen, und sind bei diesem um das Schildchen mit einem gemeinsamen viereckigen Flecke von der grünen Grundfarbe gezeichnet. Das Kopfschild verschmälert sich bei allen Arten dieser Gattung nach vorn und biegt sich am Rande auf, bedeckt aber dabei die Oberlippe vollständig. Die äußere Lade des Unterkiefers bewehren sechs lange, scharfe Zähne. Der Anhang am Seitenstücke der Mittelbrust, welche ohne jegliche Hervorragung bleibt, ist bedeckt, an den vordersten Füßen die äußere, überall größere Klaue vorn gespalten.


Weibchen des Getreide-Laubkäfers (Anisoplia fruticola), natürl. Größe.
Weibchen des Getreide-Laubkäfers (Anisoplia fruticola), natürl. Größe.

Die genannte Art findet sich an Roggenähren, besonders auf Sandboden dürftig erwachsenen, zur Zeit der Blüte oder bald nachher, um die Blütentheile oder den ersten Körneransatz zu befressen, und wird, wenn in größeren Mengen auftretend, nicht unerheblich schädlich. Der Flug erstreckt sich hauptsächlich nur über die Aehren der genannten Felder und gilt dem Zusammenfinden der Geschlechter. Beim Sitzen pflegt diese wie die verwandten Arten die etwas plumpen Hinterbeine schräg nach oben in die Luft zu strecken und auch beim Fortkriechen wenig Verwendung für dieselben zu haben. Die Larve, einem jungen Engerlinge sehr ähnlich, wird von Bouché, welcher sie immer nur im halb [89] verfaulten Dünger fand und sie auch damit erzog, für nicht nachtheilig gehalten, obschon sie auch an den Wurzeln des Getreides fressen dürfte; über die Dauer ihres Lebens ist mir nichts bekannt geworden, ich halte die Entwickelung des Insekts für eine nur einjährige. Im südlicheren Europa, so beispielsweise in Ungarn, kommen noch mehrere, zum Theil kräftigere Arten und, wie es scheint, häufiger massenhaft vor, so daß ihr Benagen an den Befruchtungstheilen der Getreideähren noch empfindlicher werden kann als seitens unseres heimischen Getreide-Laubkäfers.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 89-90.
Lizenz:
Kategorien: