Steinfruchtbohrer (Anthonomus druparum)

[150] Eine dritte, nicht minder interessante Art ist der Steinfruchtbohrer (Anthonomus druparum), etwas kräftiger als jede der vorigen, am rothbraunen Körper dicht graugelb behaart und leicht kenntlich an der doppelten Zickzackbinde gleich hinter der Mitte der Flügeldecken, welche dadurch entsteht, daß die gelbe Behaarung hier ausgeblieben ist. Dieser Käfer, welcher die Pfirsichblüten stark benagen soll, findet sich vorherrschend an der Traubenkirsche (Prunus padus), in deren Steinkerne die Larve einzeln lebt. Er muß jedoch ein ziemlich unstetes Leben führen, denn mir wurden einst getrocknete Sauerkirschen übergeben, in deren Kernen ich Larven, Puppen und Käfer auffand, welche natürlich durch das Abwelken der Kirschen im Ofen alle ihren Tod gefunden hatten. Einer der Käfer hatte sein Flugloch bis auf eine feine Schicht ausgenagt, ein anderer war bereits bis zum Fleische gelangt und kurz vor seiner letzten und leichtesten Arbeit, dem Durchbrechen dieses, vom Tode überrascht worden. Auch in den Steinkernen der Schlehen dürfte die Larve leben. Diese und die zahlreichen anderen Gattungsgenossen stellen sich, wie die vorigen, todt, wenn man ihnen zu nahe kommt, und fallen mit eingezogenem Rüssel und vorgestreckten Beinen auf den Boden.

Die kleinen, ovalen Erdflöhe, welche lustig dahinspringen, wenn man sich ihnen nähert, kennen meine Leser, hatten vielleicht auch schon Gelegenheit, sie springen zu hören. Wenn man nämlich im Herbste auf oder neben dürrem Laube an Waldrändern dahin wandelt, so hört man, wie die zum Ueberwintern hier versammelte Schar dieser kleinen Springer auf das dürre Laub wieder [150] auffällt, von welchem sie sich soeben gleichfalls mit Geräusch abgeschnellt hatte. Es wäre jedoch ein Irrthum, wenn man alle diese kleinen Käferchen für Erdflöhe halten wollte, vielmehr befinden sich gewisse Rüsselkäfer in gleicher Lage. Von jenen später noch einige Worte; von diesen sei bemerkt, daß sie der Gattung Orchestes, Tanzkäfer, angehören, welche in vielen Arten Europa, die Alte, aber auch die Neue Welt bewohnt.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 150-151.
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