Timarcha - Chrysomela violacea, cerealis, fastuosa, graminis, diluta

[184] Der Gattung Chrysomela fehlt die Rinne an den Hinterschienen, oder wenn sie angedeutet, so erreicht das Halsschild an seiner Berührung mit den Flügeldecken beinahe deren Breite, ferner ist das zweite Fußglied schmäler als die beiden Nachbarn. Die kräftigeren Formen, denen die Flügel fehlen, hat man als Timarcha von Chrysomela abgeschieden. Von letzteren kennt man ungefähr hundertundfunfzig Arten, die zum größten Theile Europa, die schönsten, in außerordentlich feurigen Metallfarben glänzenden vorherrschend dem Gebirge angehören. Die meisten halten sich an ganz bestimmte Pflanzen, auf welchen sich ihre walzigen, etwas buckeligen, nicht mit behaarten Warzen an den Seiten versehenen Larven fressen. So lebt die schöne stahlblaue und polirte Chrysomela violacea an verschiedenen Minzenarten (Mentha), die roth oder goldig und blau gestreifte, dabei düstere Ch. cerealis findet sich nur unter Steinen an trockenen Berghängen, von deren dürftigem Graswuchse sich die Larve ernähren dürfte, die lebhaft goldglänzende und auf den Flügeldecken blau gestreifte Ch. fastuosa an Galeopsis versicolor, die größere, ziemlich runzelige, einfarbig smaragdgrüne Ch. graminis an Rainfarrn usw., und in der Regel pflegt man sie in größeren Gesellschaften auf ihren Futterpflanzen anzutreffen. Man hat an einer und der anderen Art höchst interessante Wahrnehmungen hinsichtlich ihrer Lebensweise gemacht. Im südlichen Frankreich (Marseille), Portugal usw. lebt z.B. die Chrysomela diluta als nächtliches Thier. Vom September bis Ende November sucht sie des Nachts die Blätter von Plantago coronopus als Nahrung auf und steckt bei Tage unter Steinen – wahrscheinlich führt unsere Chrysomela cerealis auch ein nächtliches Leben. – Die Eier werden im Oktober an die genannte Pflanze gelegt, anfangs December kommen die ersten Larven daraus hervor, häuten sich zweimal und verpuppen sich gegen Ende Februar. Nach drei Wochen Nymphenruhe, also Ende März, erscheinen die Käfer, graben sich tief in die Erde ein und verbringen die heißen Monate in einer Art von Sommerschlaf, aus welchem sie erst mit dem Eintreten kühlerer Nächte erwachen. Nach Perrouds Beobachtungen bringen die beiden prächtigen Arten Chrysomela (Oreina) superba und speciosa Larven zur Welt, die nicht im Mutterleibe aus dem Eie krochen, wie ausdrücklich bemerkt wird.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 184.
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