Großer Perlmutterfalter (Argynnis Aglaja)

[355] Unser größter Perlmutterfalter ist der Silberstrich oder Kaisermantel (Argynnis paphia), der mindestens 6 Centimeter spannt. Die orangerothen Flügel führen im Saumfelde drei Reihen schwarzer Flecke, die vorderen im Wurzelfelde nahe dem Vorderrande eine Zeichnung, aus welcher man rechts mehr oder weniger deutlich die Zahl 1556 herauslesen kann – auf dem linken Flügel folgen natürlich die Ziffern in umgekehrter Reihe. Beim Männchen schwellen außerdem die schwarz beschuppten Rippen schwielig an. Auf der grünen Unterseite der Hinterflügel schimmern vier Perlmutterstreifen violett, zwei keilförmige und abgekürzte in dem Wurzel-, zwei durchgehende im Saumfelde, wie an dem Kaisermantel zu ersehen ist, welcher in unserem Gruppenbilde hoch oben über dem Schwalbenschwanze fliegt und uns seine Unterseite zukehrt. Die gelb bedornte braune Raupe, über deren Rücken eine getheilte, gelbe, braun eingefaßte Längslinie läuft, lebt an Veilchen, Nesseln, Himbeergesträuch in Wäldern, besonders der Ebene. Sie überwintert ziemlich jung. – Den großen Perlmutterfalter (Argynnis Aglaja) erblickt man auf der rechten Seite unseres Gruppenbildes auf der Waldwiese. Er ist besonders an der grünlichgelben [355] Spitze auf der Unterseite der Vorderflügel kenntlich, in welcher sechs Silberpunkte glänzen, ähnliche Flecke ordnen sich in vier Querreihen auf dem Hinterflügel. Die Raupe ist ästig schwarz bedornt, auf schwärzlichem Untergrunde unterscheidet man einen gelben Rückenstreifen und ziegelrothe Seitenflecke. Sie lebt auf dem Hundsveilchen gleichzeitig mit der vorigen. – Europa hat mit den beiden erwähnten Perlmutterfaltern im ganzen fünfundzwanzig Arten, von denen achtzehn in Deutschland vorkommen und Namen wie Niobe, Daphne, Lathonia und ähnliche führen; in anderen Ländern, aber nur der nördlichen Halbkugel, leben wieder andere; denn die südamerikanischen Arten von gleicher Färbung und meist weit gedrängteren Perlmutterflecken auf der Unterseite aller Flügel unterscheiden sich durch einen wesentlich anderen Schnitt dieser und bilden die Gattung Agraulis.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 355-356.
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