Japanesischer Eichen-Seidenspinner (Saturnia Yama mayu)

[384] Der japanesische Eichen-Seidenspinner (Saturnia Yama mayu) ist dem chinesischen ungemein ähnlich, nur in der Grundfarbe veränderlich, indem diese vom reinen Gelb durch Ledergelb bis in Braun übergehen kann, außerdem sind die Glasfenster in den Augen weniger kreisförmig und verhältnismäßig kleiner. Auch die Raupe hat die größte Aehnlichkeit mit jener, aber ein saftigeres, durchsichtigeres Grün als Körperfarbe, einen grünen Kopf und dieselben [384] Silberfleckchen an den Seiten der vorderen Rückenhöcker in veränderlicher Anzahl; dieselben werden durch einige Luftzellen erzeugt, welche unter der durchsichtigen Körperhaut liegen. Im Betragen, namentlich aber in der Entwickelungsweise, finden zwischen dieser und der vorigen Art wesentlichere Unterschiede statt. Die jungen Raupen sind bis zu ihrer ersten Häutung sehr unruhig, ersaufen leicht in den Gefäßen, in welchen man ihnen das Futter reicht, wenn sie in dieselben gelangen können, und beweisen hierdurch ihr Verlangen nach Wasser. Obiger Freund, der nach den verschiedenen von mir gelesenen Berichten so ziemlich die günstigsten Ergebnisse erzielt und die Raupen in der ersten Jugend mit Weißdorn (auch Wollweide) gefüttert hat, theilte mir in zwei verschie denen Jahren Raupen mit, welche die zweite Häutung hinter sich hatten; ich behandelte sie genau so, wie die braunköpfigen Eichenraupen, wies ihnen denselben Wohnort an, konnte aber keine zur Verpuppung bringen, obschon sie durch ihre geringe Anzahl im Zwinger einander in keiner Weise zu nahe kamen. Sie sind nach den verschiedenen Erfahrungen empfindlicher als die vorigen und weniger zu lohnender Seidengewinnung geeignet, da sie nur eine Brut im Jahre absetzen. Bei dieser Art überwintern die Eier, die sehr sorgfältig überwacht werden müssen, damit sie die Raupen nicht früher liefern, als Futter für dieselben vorhanden ist. Werden letztere in ihrer Entwickelung durch ungünstige Witterungsverhältnisse nicht aufgehalten, so häuten sie sich nach je acht bis zehn Tagen viermal, spinnen sich durchschnittlich am zweiundfunfzigsten Tage ein und liefern vierzig Tage später den Falter, der weit kürzere Zeit in der Paarung verharrt als der vorige.

Auch diese Art ist von verschiedenen Seiten aus ihrer Heimat nach Europa und Deutschland gelangt, aber früher als die vorige. Es liegen mir Berichte aus dem Jahre 1866 vor, nach denen durch Mach aus Slatenegg in Unterkrain Zuchtversuche im Freien mit dem besten Erfolge angestellt worden sind und mit solcher Zuversicht auf ferneres gewinnreiches Gelingen, daß nur der bisherige Mangel an Züchtern beklagt wird. Wir haben unsere Ansicht über diesen Gegenstand bereits ausgesprochen und fügen hier nur noch hinzu, daß es für alle diejenigen, welche sich der Seidenzucht im großen zuwenden wollen, entschieden gerathen ist, hierzu verschiedene Spinnerarten gleichzeitig zu verwenden, damit ein jeder für seine Verhältnisse diejenige Art auswählen kann, die er als die zweckmäßigste befunden hat; wir unserestheils würden uns für den chinesischen Seidenspinner entscheiden, falls nicht einige in allerneuester Zeit aus Nordamerika herbeigeschaffte Pappel- und Weiden-Nachtpfauenaugen ihm den Vorrang ablaufen sollten, was wir indessen schon darum nicht glauben, weil die beiden genannten Baumarten für die Stubenzucht schlechtere Futterpflanzen als die Eiche sind; Zimmerzucht aber halten wir unter allen Umständen für unsere Witterungsverhältnisse als die einzig zuverlässige Behandlungsweise fest!

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 384-385.
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