Kleinfalter (Microlepidoptera)

[424] Die Kleinfalter (Microlepidoptera), deren die europäischen Verzeichnisse in runder Zahl zweitausendsiebenhundert Arten aufzählen gegen zweitausendfünfhundertdreiundachtzig Großschmetterlinge, von denen bisher die Rede war, enthalten die kleinen und kleinsten Falter. Ihre Kenntnis ist mit verschiedenen Schwierigkeiten verbunden, weil ihre Unterscheidung, ihre Behandlung, ihre Fangweise und Zucht infolge der Kleinheit und Neuheit dessen, was man unter den Händen hat, meist ein bewaffnetes Auge und andere Vorkehrungen erheischen. Es gibt ja in allen Ordnungen der Kerfe Gruppen, welche der Sammler und Liebhaber gern bei Seite schiebt, weil er deren schwierige Untersuchungen scheut und daher lieber diesem und jenem, immer vereinzelten Forscher überläßt, welcher im Dienste der Wissenschaft Zeit, Mühe, Augen zu opfern bereit ist, und welchem das Bewußtsein, jener genützt zu haben, als einziger Lohn für seinen ausdauernden Fleiß bleibt. Neben jenem Bewußtsein erwirbt er sich womöglich noch ein – – mitleidiges Lächeln seiner dem Zeitgeiste dienenden, dem reellen Nutzen huldigenden Nebenmenschen, deren Grundsatz »Zeit ist Geld« er in seinen Beschäftigungen wenigstens nicht anerkennt.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 424.
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