4. Sippe: Phyllirhoe

[303] Wenn wir noch die ebenfalls nackte und durchsichtige, weit kleinere Phyllirhoe, bei Neapel Ph. bucephala, vorführen, so geschieht es namentlich wegen ihrer von dem eifrigen Panceri beschriebenen Leuchtkraft. Das Thierchen ist nicht ganz 3 Centimeter lang, seitlich platt und mit zwei langen schlappen Fühlern versehen. Es ist im Mittelmeere eine häufige Beute im feineren Oberflächennetz, entzieht sich aber oft dem Blicke infolge seiner außerordentlichen Durchsichtigkeit. Man kann wirklich durch seinen Leib hindurch lesen. Unser Freund, der genannte Zoolog, überzeugte sich vom Leuchten des Thieres im Dunkeln, wenn er das Gefäß schüttelte oder die Schnecke berührte; sie gab auch, wie viele andere Leuchtthiere, ihren Schein von sich, wenn sie in Süßwasser gethan wurde.


Phyllirhoe bucephala, im Hellen. a, b Ganglien, c Darm, d Leber, e Herz, f Nieren, g Fortpflanzungsorgane.
Phyllirhoe bucephala, im Hellen. a, b Ganglien, c Darm, d Leber, e Herz, f Nieren, g Fortpflanzungsorgane.

Am vollständigsten war die Lichterscheinung, wenn eine Ammoniak-Lösung über das Thier gegossen wurde. Dann erglänzte der ganze Körper sammt den großen Fühlern in lebhaftem blauen Lichte, welches bald mit dem Leben erlosch. Panceri hat gefunden, daß das Licht von den Nervenzellen, besonders den oberflächlich unter der Haut liegenden, ausgeht und an eine Substanz gebunden ist, welche auch nach dem Tode des Thieres durch verschiedene Reize, namentlich süßes Wasser, wieder zum Lichtausstrahlen gebracht werden kann. Merkwürdigerweise hat die Elektricität, welche sonst ein mächtiger Reiz für das Inslebensetzen der Nervenenergie ist, auf diese Lichterscheinungen keinen Einfluß.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 303-304.
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