Clark, Sir Andrew

Clark, Sir Andrew
Clark, Sir Andrew

[327] Clark, Sir Andrew Bart., berühmter englischer Kliniker zu London, wurde 28. Oktober 1826 als einziges Kind eines Arztes zu Aberdeen geb. Seiner Mutter kostete seine Geburt das Leben und der Vater starb, als der Sohn erst 4 Jahr alt war. Zwei Oheime nahmen sich seiner an, und nach Vollendung seiner Schuljahre begann er seine Lehrzeit bei einem Drogisten in Dundee. Kurz darauf trat er in die med. Schule zu Aberdeen ein, von wo er bald nach Edinburgh übersiedelte. Auf der dortigen medizinischen Lehranstalt gewann er eine Reihe von Preisen, durch die er seine spätere glänzende Laufbahn vielversprechend einleitete. Er wurde alsbald Assistent von Hughes Bennett in der pathologischen Abteilung des Kgl. Krankenhauses zu Edinburgh. Ferner war er anatomischer Demonstrator von Robert Knox. Um diese Zeit, als C. gegen 22 Jahre alt war, machten sich bei ihm die ersten Symptome einer Lungenaffektion geltend; er beschloss daher, als Schiffsarzt einige Zeit auf Reisen zu gehen; in der That erwies sich diese seine Thätigkeit für die Kräftigung seiner Gesundheit als höchst vorteilhaft. Zurückgekehrt wurde er pathologischer Anatom am Royal Naval Hospital[327] zu Haslar, wo er Huxley zum Kollegen hatte. 1853 vertauschte C. diese Stellung mit der des Kurators des »Museum of the London Hospital.« Mit Eifer und Erfolg wirkte er als Forscher und Lehrer auf dem Gebiete der pathologischen Anatomie, der er sich ganz zu widmen gedachte, als ihn der Zufall in die klinische Laufbahn warf. Kurz nachdem er 1854 zu Aberdeen den Grad eines Doctor med. erworben hatte und Mitglied des Royal College of Physicians geworden war, wurde die Stelle eines Assistant Physician am London Hospital frei, und auf Zureden einiger Freunde bewarb sich C. um sie, trotzdem er nicht viel Aussicht hatte, sie zu erhalten und sein Gesundheitszustand dazumal nicht der beste war. Er erhielt die Stellung, wurde 1858 daneben Lecturer of Physiology und 1866 »Full Physician« am Londoner Hospital. Von dieser Zeit an wurde C. in steigendem Masse berühmt und erklomm allmählich die erste Stelle unter den Klinikern Londons. Nebenher ging eine ausgebreitete litterarische Thätigkeit, die sich mit Vorliebe auf dem Gebiet der Lungen- und Nierenkrankheiten bewegte. 1866 wurde C. gelegentlich seiner hingebenden Thätigkeit bei der damaligen Choleraepidemie mit Gladstone bekannt, dessen Hausarzt er wurde und der bald sein wärmster Freund wurde. Seitdem war er unbestritten der erste und gesuchteste Consiliarius Londons, vorher hatte sich seine Klientel mehr auf einen gewissen ausgewählten kleinen Kreis von Männern der Kunst, Litteratur und Wissenschaft beschränkt. – 1888 wurde C. als Nachfolger Sir William Jenner's zum Präsidenten des Royal College of Physicians gewählt. Am 19. Oktober dieses Jahres erlitt C., mitten in seiner Berufsthätigkeit, einen Schlaganfall, von dessen Folgen er sich nicht wieder erholte. Am 6. November 1893 starb er, tief betrauert von der ganzen englischen Nation, die sein Ableben als ein allgemeines Unglück empfand. Von seinen zahlreichen, besonders die Klinik der Respirations- und Digestionskrankheiten betreffenden Schriften nennen wir die mit Down, Hutchinson und Maunder zusammen herausgegebenen »Clinical lectures and Reports by the Med. and Surg. [328] Staff of the London Hosp.«, ferner: »On the anatomy of the lungs« (in H. Davies' Werk »Physical diagnosis«) – »On tubercular sputum« – »Evidences of the arrestment of phthisis« – »Mucous diseases of the colon«. – Vorlesungen über Lungenkrankheiten geh. 1866 im R C. P. – »Fibroid phthisis« (Transact. of the Clin. Soc. I) u.a.m.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 327-329.
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