Sir Darja [2]

[498] Sir Darja (russ. Syrdanjinskaja Oblast), nach dem gleichnamigen Fluß (s. oben) benannte Provinz des russ. Generalgouvernements Turkistan (s. Karte »Zentralasien«), begrenzt von den Provinzen Turgai, Akmolinsk, Semipalatinsk, Ferghana und Samarkand, Bochara, Chiwa und dem Aralsee, 504,658 qkm[498] mit (1897) 1,479,848 Einw. (2,9 auf 1 qkm). Das an der Nordostgrenze vom Tschu, an der Südostgrenze vom Amu Darja bewässerte, in der Mitte vom S. durchzogene Gebiet ist im östlichen Teil gebirgig durch Ausläufer des Tiënschan, das Alexandergebirge und den Talastau, im westlichen ebenen, zwei Drittel des Gesamtgebiets umfassenden Teil zum größten Teil Wüste (Kisilkum, Muyunkum oder Akkum, Karakum). Die 1829 qkm umfassenden Seen sind zum großen Teil salzig, ungeheure Sümpfe breiten sich namentlich an den Mündungen des Amu Darja und Sir Darja aus. Das Klima zeigt in den ebenen Teilen gewaltige Extreme (zwischen 40,6 und -25°). Die Niederschläge sind äußerst gering. Die Bevölkerung besteht aus Kirgisen, Sarten, Karakirgisen und Russen, ferner aus Tadschik, Turkmenen, Uzbeken, Persern. Juden. Von dem Gesamtareal sind an zwei Drittel Wüste und wenig mehr als ein Drittel Weideland; das Ackerland, meist oasenartig an den Flußläufen gelegen, ist wenig umfangreich, wird aber mit Hit se künstlicher Bewässerung ausgedehnt. 1893 waren schon 627,218 Hektar künstlich bewässert, während die von Niederschlägen genügend bewässerte Fläche 126,788 Hektar umfaßte. Angebaut werden Weizen, Reis, Gerste, Hirse, Gartenfrüchte, Baumwolle (in den südlichsten Kreisen Taschkent und Tschimkent; 1901 wurden hier 9 Proz. der Gesamternte Russisch-Zentralasiens erzeugt) und Maulbeerbäume für die stark betriebene Seidenraupenzucht. Auch Zuckerrüben werden ungebaut. Weit bedeutender ist die Viehzucht: 1894 zählte man 412,000 Pferde, 13,000 Esel, 578,000 Rinder, 3,907,000 Schafe mit Fettschwanz und Ziegen und 405,000 Kamele. Die Fischerei im Amu Darja ist bedeutend. Die Kleinindustrie (Webereien, Schmiede-Schuhmacher-, Schneiderwerkstätten) fertigte 1893 Waren für 1,312,000, in der Fabrikindustrie arbeiteten 1890: 15 Baumwollreinigungsfabriken, 16 Lederfabriken, Streichholzfabriken etc. Waren im Werte von 1,939,000 Rubeln. Der Handel, zumeist in den Händen von Sarten und Juden, hat seinen Hauptsitz in Taschkent und Kasalinsk. Die Provinz wird von der Eisenbahn Taschkent-Orenburg durchschnitten und wird von der geplanten Bahn Taschkent-Wjernyj-Semipalatinsk-Barnaul-Polomoschnaja (Station der Sibirischen Bahn) durchzogen werden. Die Provinz zerfällt administrativ in die sechs Distrikte Taschkent, Tschimkent, Aulieata, Perowsk, Kasalinsk, und Amu Darja; Hauptstadt ist Taschkent.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 498-499.
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