Samarkand [1]

[512] Samarkand, Provinz des Generalgouvernements Turkistan in Russisch-Zentralasien (s. d. und Karte »Zentralasien«), grenzt im N. und O. an die Provinzen Ferghana und Sir Darja, im übrigen an Bochara und hat 68,963 qkm Fläche mit (1897) 857,847 Einw. (12,4 auf 1 qkm). Das Land ist in seinem südlichen Teile, dem Distrikt Serafschan, ein Gebirgsland, vom Flusse Serafschan durchzogen, dessen Tal im Süden von der Serafschankette und dem Hissargebirge (5800 m, Pässe 3600–4400 m), im N. vom Turkistanischen Gebirge (4500–5500 m) begrenzt wird. Der nördliche Teil ist Steppe, in den nordwestlichen Teil reicht die Wüste Kisilkum hinein. Der einzige wichtige Fluß ist der Serafschan (s. d.). Der Sir Darja berührt die Nordostgrenze. Von Mineralien[512] sind Steinkohle, Graphit, Bleierz, Naphtha, Lapislazuli vorhanden, werden aber wenig ausgebeutet. Das Klima ist heiß und trocken mit starken und plötzlichen Temperaturschwankungen und starker Verdunstung, die durch die Niederschläge nicht ausgeglichen wird, so daß künstliche Bewässerung nötig ist. 1893 wurden 220,600 Hektar natürlich (durch Regen), 286,311 Hektar künstlich bewässert. Das Land zu beiden Seiten des Serafschan ist bei genügender Bewässerung außerordentlich fruchtbar und dicht bedeckt mit Wiesen, Äckern und Gärten. Üppig gedeihen hier Weizen (Durchschnittsernte 90 Mill. kg), Reis, Gerste, Mais, Baumwolle (1902: 17,5 Mill. Hektar, 5,335 Mill. kg), Melonen, Wein (1894: 7050 Hektar). Der Viehstand betrug 1894: 106,000 Pferde und 49,000 Esel, 40,000 Kamele, 523,000 Schafe und Ziegen und 154,000 Rinder. Von der Bevölkerung sind Uzbeken 69 Proz., Tadschik 23, Kirgisen 3, Araber 2,5, Russen 1,4, Perser und Juden je 0,6 Proz. und einige hundert Inder in den Städten. Die Religion ist fast ausschließlich die mohammedanische. Von Schulen gab es 1892: 11 russische und 1943 islamitische. Die Industrie erzeugt Mehl, Filz, Pelze, wollene Gewebe, Säcke, Lassos, die nebst Baumwolle, Fleisch, Talg und Dünger zur Ausfuhr kommen. Die Provinz wurde 1887 aus der ehemaligen Provinz Serafschan und dem Kreis Chodschent der Provinz Sir Darja gebildet und zerfällt in die Kreise S. (8821 qkm, 341,348 Einw.), Chodschent, Dschisak und Katta Kurgan. Vgl. Krahmer, Rußland in Mittelasien (Leipz. 1898); v. Schwarz, Turkestan (Freiburg 1900); Geier, Reiseführer in Turkestan (Taschkent 1901). S. auch Turkistan.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 512-513.
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