Paget, Sir James Bart

Paget, Sir James Bart.
Paget, Sir James Bart.

[1249] Paget, Sir James Bart., in London, berühmter Patholog und Chirurg, als jüng. Bruder des Vorigen geb. 11. Jan. 1814 zu Greath Yarmouth, studierte am St. Bartholom.-Hosp. in London, mit dem er sein[1249] ganzes Leben lang verknüpft blieb, indem er hier, zunächst als Assistant Surgeon, dann als Surgeon und schliesslich bis zu seinem Ableben als Consulting Surgeon fungierte. 1836 wurde P. Member, 1843 Hon. Fellow des R. C. S. Engl. P. war ferner Serjeant Surgeon der Königin, Surgeon des Prinzen von Wales, Vizekanzler der Londoner Univ., erhielt 1871 die Baronetwürde, war 1875 Präsident des R. C. S., ausserdem Dr. jur. hon. der Univ. Oxford, Cambridge und Edinburg und starb als Nestor unter den englischen Ärzten 30. Dez. 1899. P. gehört zu den hervorragendsten engl. Ärzten u. Chirurgen der Neuzeit. Sein Hauptverdienst besteht darin, dass er als einer der ersten in England das Studium der pathol. Histologie angeregt und dieses Gebiet mit zahlreichen neuen Thatsachen bereichert hat, die von scharfer Beobachtungsgabe, ungewöhnlichem, ausdauerndem Fleiss und feiner Methodik zeugen. Im einzelnen kommen hierfür besonders P.'s Untersuchungen über Ernährung, Hypertrophie u. Atrophie, Wundheilung, fettige Degeneration kleiner Hirngefässe, Entzündung und Geschwülste u.a.m. in Betracht. P.'s Name ist verewigt durch die nach ihm benannte Knochenkrankheit (Osteitis deformans), beschrieben in den Med. Transactions Vol. 60 (1877) und Vol. 65 (1882), sowie durch die »Disease of the nipple«, die ekzematöse Entzündung des Warzenhofes mit konsekutivem Mammacarcinom (Barth. Hosp.[1250] Rep. 1874). Mit der deutschen Wissenschaft unterhielt P. stetige Fühlung, die in einer lebenslänglichen innigen Freundschaft mit Virchow ihren Ausdruck fand. Bei aller streng kirchlichen Gesinnung war P. ein energischer Feind orthodoxen Einflusses in der Medizin und trat stets für den Fortschritt in der Wissenschaft ein, indem er insbesondere auch zur Zeit, als die Antivivisektionsbewegung in England stattfand, diese mit aller Energie bekämpfte. Seinem Einfluss ist es zu danken, dass Virchow nach London kam und dort die berühmte Rede über den Wert des pathol. Experiments hielt. Als Mensch war P. eine überaus vornehme und sympathische Persönlichkeit, die sich der grössten Achtung und Beliebtheit erfreute. Grössere Werke hat P. nur wenig verfasst. Die bekanntesten sind ein Katalog des pathol. Museums des R. C. S., dann Vorlesungen über chirurg. Pathologie, an eben demselben Koll. gehalten (auch in mehreren amerikan. Ausgaben erschienen), ferner die »Lectures on tumours« (1851) und die »Clinical lectures and essays« (1875), in denen P. seine vielfachen Forschungsergebnisse zusammengefasst hat. Dazu kommt dann noch eine grosse Zahl von Artikeln und Aufsätzen in verschiedenen engl. Zeitschr. Auch auf dem internat. Kongr. zu Berlin 1890 hielt P. einen Vortrag.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1249-1251.
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