Schultze, Max Johann Sigismund

Schultze, Max Johann Sigismund
Schultze, Max Johann Sigismund

[1550] Schultze, Max Johann Sigismund, Sohn des Vorigen, geb. 25. März 1825 zu Freiburg i. Br., studierte hauptsächlich in Greifswald bei seinem Vater, dessen Prosektor er auch einige Jahre (1850 bis 51) war, sowie in Berlin (unter Joh. Müller, Bruecke und Schlemm). 1849 prom. er in Greifswald mit der Diss.: »De arteriarum notione, structura, constitutione chemica et vita«. 1849/50 legte er die Staatsprüfung in Berlin zurück, war 1850 bis 54 Prosektor und Privatdozent in Greifswald, folgte 1854 einem Rufe als Prof. e. o. nach Halle a. S. und siedelte 1859 als Direktor des anat. Instituts nach Bonn über, wo er, trotz zweier ehrenvoller Berufungen nach Strassburg und Leipzig (1872), bis zu seinem 16. Jan. 1874 erfolgten Ableben blieb. S. war, wie Waldeyer in der älteren Quelle mit Recht hervorhebt, einer der bahnbrechenden Meister der anat. Wissenschaft, und zwar vorzugsweise auf dem Gebiete allgemein anat. und mikrosk. Forschung. Nach zwei Richtungen hin hat er dieselbe besonders ausgebildet und fruchtbar gemacht: einmal in der Erforschung der elementaren Lebenserscheinungen und einer damit verbundenen Neugestaltung des Zellenbegriffs und dann in der ausserordentlichen Vervollkommnung der Methode der Forschung und ihrer Technik durch die ausgedehnte, zielbewusste Anwendung[1550] chem. Hilfsmittel und Prozeduren. Der gewaltige Aufschwung, den die mikroskop. Forschung in der neueren Zeit, spez. in Methode und Technik, genommen hat, ist auf S.'s Einfluss und Arbeiten im wesentlichen zurückzuführen. Um den anat. Unterricht in Bonn hat er sich durch den nach seinen Plänen und unter seiner Leitung errichteten Bau sehr verdient gemacht. Seine Hauptleistungen betreffen die Umgestaltung des Zellbegriffs, indem er als charakteristisch dafür das Protoplasma betonte, ferner die genauere Kenntnis der Nervenendigungen, bes. des Baus der Retina, die Einführung der Überosmiumsäure, des Kali acet., Konstruktion der »Wärmetische« und die Einführung der sogen. physiol. Flüssigkeiten. Die Titel von S.'s Publikationen sind im einzelnen bei Waldeyer in der älteren Quelle zu finden.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1550-1551.
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