II, 12. [203.] An Indra.[18] 10

1. Der kaum geboren, kühngesinnt die Götter

der Gott zuerst mit Muth und Kraft begabte,

Vor dessen Stärke beide Welten bebten

und grosser Kraft, das ist, o Menschen Indra,

2. Der festigte die Erde, als sie wankte,

und stehen hiess die aufgeregten Berge,

Den weiten Raum der Luft ermass, den Himmel

zusammenhielt, das ist, o Menschen, Indra.

3. Der Ahi schlug, die sieben Ströme freiliess,

die Kühe trieb aus dem Versteck des Vala,

Der zwischen den zwei Festen Feuer zeugte,

im Kampf gewann, das ist, o Menschen, Indra.[18]

4. Der alles schuf, was sich bewegt hienieden,

der Bösen Anhang in die Tiefe senkte,

Dem Spieler gleich des Feindes Gut als Beute

sich siegend nahm, das ist, o Menschen, Indra.

5.11 Der hehre Gott, von dem sie zweifelnd fragen:

»wo ist er?«, spottend sagen »Indra ist nicht«,

Doch sieh', er streicht wie Geld des Feindes Gut ein;

glaubt fest an ihn, das ist, o Menschen, Indra.

6. Des Matten Kräft'ger und des Armen Beistand

des Beters Helfer und des flehnden Sängers,

Dess, der den Pressstein schirrt, den Soma keltert,

der Trinkermund, das ist, o Menschen, Indra.

7. In dessen Macht die Rosse und die Rinder,

die Wagen alle sind und alle Völker,

Der schuf die Sonne und die Morgenröthe,

der Wasser Hort, das ist, o Menschen, Indra.

8. Den beide Schlachtreihn in dem Kampfe anflehn,

die Gegner beide, hüben hier und drüben;

Ihn rufen die auf gleichem Wagen stehen,

verschieden an, das ist, o Menschen, Indra.

9. Ohn' dessen Beistand Männer nimmer siegen,

den alle Kämpfer sich zu Hülfe rufen,

Der auch das Feste wanken macht, an Stärke

jedwedem gleich, das ist, o Menschen, Indra.

10. Der alle, die da grossen Frevel üben,

eh sie's vermuthen, mit dem Pfeile tödtet,

Dem Trotzenden nicht nachgibt, selber trotzend,

des Feinds Verderb, das ist, o Menschen, Indra.

11. Der Çambara, den auf den Bergen ruhnden,

im viermalzehnten Herbste endlich auffand,

Und schlug den Ahi, wie er sich auch mühte,

den Feind im Nest, das ist, o Menschen, Indra.

12. Der mächt'ge Stier, er der mit sieben Zügeln

die sieben Ströme frei liess, dass sie rannen,

Der, blitzbewehrt, den Himmelsstürmer Rauhin

zu Boden warf, das ist, o Menschen, Indra.

13. Ihm beugen sich der Himmel und die Erde,

vor seinem Schnaufen beben auch die Berge;

Beim Somatrunk erscheint er blitzgewaffnet,

den Blitz im Arm, das ist, o Menschen, Indra.

14. Der hilft dem Presser und dem Opferkocher,

dem preisenden, dem wirkenden mit Beistand,

Er, dem Gebete, Trunk und Opfergaben

zur Stärkung sind, das ist, o Menschen, Indra.

(15. siehe Anhang.)

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 18-19.
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