I, 144. An Agni.

[148] 1. Mit Weisheit geht der Priester an sein Opferwerk,

hält hoch empor das hellerglänzende Gebet,

Zu den nach rechts umgehnden Löffeln schreitet er,

die küssend grüssen seinen ersten Opfersitz.

2. Ihm jauchzten zu die Melker heil'gen Opfertranks,

am Schooss des Gottes, drängend sich um seinen Sitz;

Schon als er lag im Schooss der Wasser hier und dort,

sog er die Tränke, die man jetzt von ihm erfleht.

3.135 Um seine Schönheit buhlen Tag und Nacht gepaart,

die wechselweise gleichem Ziele streben zu,

Dann rufen wir wie Bhaga ihn zu uns herbei,

des Zugthiers Zügel hält gefasst der Lenker schon.

4.136 Gleich alt die beiden, bringen ihm Verehrung dar,

in gleichem Schoosse wohnend die gepaarten zwei,

Bei Tag und Nacht erstand der greise neu verjüngt,

der ewig jung durch viele Menschenalter wallt.[148]

5. Zehn Finger und Gebete setzen ihn im Lauf,

zu Hülfe rufen wir, die Sterblichen, den Gott;

Er eilet jählings von der Wolkeninsel her,

die Luft durchfliegend hat er neuen Glanz erlangt.

6. Denn du beherrschst, o Agni, alles Himmlische,

behütest alles Irdische gleich wie ein Hirt,

Und Erd' und Himmel, prächtig, gross, die herrlichen,

die goldnen kamen wogend her zu unsrer Streu.

7. Geniess, o Agni, und nimm freundlich an dies Wort,

du muntrer Herrscher, rechtentsprossner, segnender;

Der schön du bist, nach allen Seiten hingewandt,

dem Blick erfreulich wie ein nahrungsreicher Sitz.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 148-149.
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