Abhärtung

[35] Abhärtung, Gewöhnung an, dem verzärtelten Leben entgegengesetzte Einflüsse von Außendingen. Die A. ist für die physische Erziehung sehr wichtig. Die methodische Behandlung derselben, wie sie bei den Griechen, bes. bei den Spartanern, stattfand, war später verloren gegangen u. erst zu Anfang des 18. Jahrh. wurde sie von engl. Ärzten wieder empfohlen u. von deutschen Pädagogen, bes. den Philanthropisten, aufgenommen u. darnach gestrebt, den Abzuhärtenden an Nässe, Frost, Hitze, Verminderung des Schlafes, Hunger, Durst, harte u. grobe Speisen, starke Erschütterungen u. Beschwerden aller Art zu gewöhnen. Da man aber Anfangs dabei von dem Grundsatze ausging, daß Wärme erschlaffe, Kälte aber stärke, so wurde dadurch viel Unheil gestiftet. Die A. darf erst dann beginnen, wenn die innere Lebenskraft durch angemessene Erziehung, durch einfache, kräftige Kost, durch Entfernung alles dessen, was nur den Sinnen schmeichelt, ohne wirklich zu nützen, durch Aufenthalt in freier Luft gestärkt ist, u. wenn die Organe durch Gymnastik die nöthige Gewandtheit u. Stärke erlangt haben.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 35.
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