Blutschwamm

[928] Blutschwamm, fast in allen Geweben u. Theilen des Körpers sich darstellend als eine weiße, umschriebene, Anfangs elastische, später schwappende, bald mit einem speck-, bald hirn-, bald breiähnlichen Inhalte, aus verschiedenen durch sehr seines Zellgewebe, mit zahlreichen, sehr dünne Wandungen zeigenden Gefäßen, verbundenen Lappen zusammengesetzte, bald von einer eigenthümlichen Haut eingeschlossene, bald vom Zellgewebe der Theile abgegebene od. in das Gewebe der Organe infiltrirte Geschwulst. Ist die Farbe des Inhalts mehr weiß, graulich weiß od. graulich, so nennt man sie Markschwamm (F. medullaris); ist sie mehr röthlich, blau od. dunkelroth, selbst schwärzlich od. schwarz, so nennt man sie vorzugsweise B. (F. haematodes), ohne daß zwischen beiden ein sicherer Unterschied nachzuweisen wäre. Er entsteht bald durch äußere Gewaltthätigkeiten, bald aus einer unbekannten Anlage, die vorzüglich nach langem Bestehen des Übels leicht so verbreitet wird, daß sich in mehreren Theilen nach einander Geschwülste bilden od. nach Wegnahme einer einzelnen an anderen Stellen neue hervorkommen. Junge Personen u. Kinder sind vorzüglich dazu geneigt. Die Dauer ist von einigen Monaten bis auf Jahre. Indem die Geschwulst fortwährend wächst, wird dieselbe auf der Oberfläche höckerig, weich, schwappend; die Hautvenen werden varikös; die Haut wird rosenartig od. bläulich geröthet, bricht auf u. schwitzt eine seröse od. blutigseröse Flüssigkeit aus seinen Öffnungen aus. Bald erhebt sich aus den entstandenen Geschwüren schmutzig blutige Jauche, oft auch reines Blut ausschwitzende, nach ihrer Zerstörung schnell wieder emporschießende, schmutzig rothe Fleischauswüchse u. der dadurch erzeugten Erschöpfung der Kräfte folgt bald der Tod. Der auf inneren Theilen haftende B. tödtet gewöhnlich schon ehe es zum Aufbrechen kommt durch Störung der Verrichtungen der Theile, Abzehrung etc. Der B. kann nur durch eine zeitig vorgenommene Ausrottung mit dem Messer geheilt werden; Ätzmittel u. die Unterbindung können nur, wo diese nicht anwendbar ist, versucht werden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 928.
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