Lancasterkanone

[74] Lancasterkanone, eine nach dem Erfinder, dem Besitzer einer Geschützgießerei zu Bonstedt (England) benannte Kanone, die durch eine eigenthümliche Construction den Vortheil der Züge des Gewehrs auf das Geschütz übertragen sollte. Das Rohr erhielt eine elliptisch gebohrte Seele; der große Durchmesser der Ellipse war am Boden horizontal, an der Mündung aber vertical gestellt, so daß die Ellipse 1/4 Drehung beschrieb; die Drehung war aber nicht gleichmäßig, sondern nahm vom Boden nach der Mündung hin zu. Das Projectil war ein kegelförmiges Spitzgeschoß mit elliptischem Querschnitt. Durch die Drehung der elliptischen Seele sollte das Geschoß (wie durch den Drall der Züge) eine Achsenrotation für den Flug erhalten. Das Rohr wog 95 Centner, war 10 Fuß lang u. sollte ein 68pfündiges Geschoß schleudern. Der Erfolg entsprach den Voraussetzungen nicht. Der Schuß der L. war häufig ungenau, wenn auch auf große Entfernungen tragend; dazu blieb das Geschoß häufig im Rohr stecken u. dieses zersprang. Nachdem daher die L. auf Grund einiger zunächst gelungener Versuche vor Sebastopol von den Engländern, jedoch ohne die erwartete Wirkung, angewendet worden war, ist sie wieder verschwunden.

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Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 74.
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