Markscheidekunst

[901] Markscheidekunst (Geometria subterranea), die Kunst, Vermessungen unter der Erde anzustellen, z.B. die Grenze eines zu Tage vermessenen Feldes in den Gruben anzugeben, damit die Gewerken verschiedener Zechen nicht in des Nachbars Feld bauen, also den Punkt zu bestimmen, der senkrecht unter einem Punkte zu Tage ist, od. umgekehrt, einen Punkt zu Tage zu bestimmen, der senkrecht über einem Punkte in der Grube ist (dies ist nöthig, wenn etwa ein Schacht auf einen gewissen Punkt in der Grube gegraben werden soll), eben so Horizontallinien nach gewissen Punkten zu bestimmen, wenn vielleicht ein Stollen auf einen gewissen Punkt getrieben werden soll, ferner das Streichen u. Fallen eines Ganges u. die Tiefe eines bestimmten Punktes zu messen u. abzuwägen, wenn etwa Wasser abgeleitet werden soll. Die Markscheiderarbeiten erstrecken sich daher auf die Aufnahme der Bergwerksreviere zu Tage u. unter der Erde u. auf die Anfertigung der Grubenrisse u. zugehörigen Berechnungen. Instrumente zur M. sind: der Lachterstab, die Lachterkette, der Hängecompaß, der Grubentheodolit, die Eisenscheibe für Grubenaufnahmen u. die gewöhnlichen Feldmesserinstrumente für Tageaufnahmen. Die Messungen selbst geschehen durch Ziehen von mehren Schnuren, welche erst gemessen werden, um die Länge zu erhalten; um die Winkel der Schnure von der horizontalen Ebene zu erhalten, wird der Gradbogen angehängt, u. um den Winkel der einen Schnur von der andern zu erhalten, wird der Compaß angehängt, welcher sich dann in einer solchen Vorrichtung befindet, daß die Magnetnadel mit der Schnur stets in einer Verticalebene ist. Ein einzelner gemessener Punkt heißt ein einzelner Zug (Markscheiderzug), mehre zusammenhängende gemessene Punkte ein ganzer Zug; das Vermessen selbst heißt auch abziehen, abschienen. Will der Markscheider die Vermessungen auf das Papier bringen (zulegen), so gebraucht er das Zulegeinstrument od. die Zulegeplatte, d.i. eine länglich viereckige Platte von Messing, auf welche der Compaß befestigt werden kann. Die langen Seiten der Platte werden beim Zulegen als Lineal benutzt. Für seine Arbeiten bekommt er die nach Gesetzen bestimmten Markscheidegebühren von den Gewerken. Markscheideriß, die Zeichnung von dem Durchschnitt od. von der Grundfläche eines Berggebäudes. Vgl. Beer, Lehrbuch der M., Prag 1857.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 901.
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