Masorah

[944] Masorah (hebr.), bedeutet eigentlich Überlieferung u. begreift die Überlieferung der kritischen Beobachtungen der jüdischen Kritiker u. Grammatiker über den alttestamentlichen Text; die Urheber dieser Bemerkungen nennt man Masoreten u. den jetzigen Text des Alten Testaments die masoretische Recension. Als Urheber der M. stellten die Juden bald den Moses, bald den Esra hin, aber man kann keine bestimmte Person u. Zeit für ihre Entstehung annehmen,; ihr Abschluß ist erst im 8. od. 9. Jahrh. u. Chr. erfolgt. In der M. finden sich alle kritische Bemerkungen des Talmud, auch viele neue, aber größtentheils werthlose u. kleinliche Bemerkungen; außerdem die Anzahl aller Wörter, die in den einzelnen Büchern u. im ganzen alttestamentlichen Texte vorkommen, die Anzahl Verse u. Buchstaben, die Mitte der Verse u. die mittelsten Buchstaben, die Anzahl der Wortformen etc. Die Grammatiker theilen die M. in eine große u. eine kleine ein; letztere, ein Auszug aus der erstern, findet sich unten am Rande der gewöhnlichen Bibelausgaben. In den Handschriften ist die M. gewöhnlich so geschrieben, daß sie den Text umschließt. Der einzige Codex, worin die M. allem steht, befindet sich in Rom. Die große M. wurde zuerst gedruckt in der ersten rabbinischen Bibel von Bomberg, Vened. 1518, dann in der zweiten rabbinischen Bibel von Bomberg, ebd. 1526; auch hat sie Buxtorf in seine rabbinische Bibel aufgenommen. Das Verständniß der M, ist wegen der vielen Abbreviaturen u. technischen Ausdrucke, auch wegen Mangels an kritischer Sichtung ihres Textes sehr schwer; für das Verständniß dienen Buxtorf, Tiberias s. Commentarius masureticus; Selig, Compendia vocum hebraeorabbinicarum, Lpz. 1780.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 944.
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