Vinēta

[602] Vinēta (Winneta), älteste Stadt auf der Insel Usedom, war im 5. Jahrh. die größte Stadt Nordeuropas; ihre Einwohner bestanden aus Wenden u. fremden Kaufleuten. Die Stadt blühete bes. durch den Handel u. war wegen der Gastfreundschaft u. Sittlichkeit ihrer Bewohner berühmt, obgleich das Christenthum daselbst sehr verhaßt war. Von der Höhe ihres Wohlstandes kam V. durch innere Streitigkeiten; die eine Partei soll die Schweden u. Dänen zu Hülfe gerufen u. diese 796 V. zerstört haben; nach And. wurde B. erst 830 durch die Schweden unter Harung zerstört u. dann wieder aufgebaut, ging aber um 1183 durch eine Wasserrevolution unter. Früher wollte man noch bei heiterem Wetter am östlichen Ufer Usedoms (östlich vom Streckelberg) in der See die Ruinen von V. sehen, welche einen größeren Umfang als Lübeck haben sollten. Neuere Untersuchungen haben jedoch ergeben, daß die angeblichen Ruinen ein Riff sind, welches 1/8 Meile von dem Lande in der Ostsee liegt u. aus Lagern von großen Granitsteinen besteht, aber eine Spur von Bauten nicht vorhanden ist. Einige haben die jemalige Existenz eines großen V. bezweifelt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 602.
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