Vorgefühl

[686] Vorgefühl, das Gefühl davon, daß nach einiger Zeit irgend eine Veränderung eintreten werde. Dieses Gefühl kann durch einen physischen Eindruck angeregt werden, so haben viele Thiere ein V. von der Witterung, von bevorstehender Kälte, Sturm, Regen, Gewittern u. auch von Erdbeben. Es ist aber dann nicht eigentlich V., sondern Gefühl von einer schon vorhandenen Veränderung in der Atmosphäre. Bei dem V., welches Menschen haben, kann ebenfalls das Gefühl von einem physischen Eindruck angeregt weiden, dessen wir uns aber nicht deutlich bewußt werden u. welchen wir nicht von andern Eindrücken unterscheiden können. Wo kein physischer Eindruck Statt findet, gründet sich das V. auf dunkle Vorstellungen, welche das Gefühl aber lebhaft ergreifen u. weshalb wir annehmen, daß etwas geschehen werde, ohne daß wir die Notwendigkeit, daß es geschehen müsse, genau nachweisen können. Bisweilen liegt bei dem, was wir V. nennen, auch blos eine ungewöhnliche Gemüthsstimmung zu Grunde, wegen welcher wir erwarten, daß etwas dieser Gemüthsstimmung Zusagendes geschehen werde, u. dann ist es blos Täuschung, wenn auch je zuweilen das Erwartete wirklich geschieht.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 686.
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