Fahrnau-Tunnel

[484] Fahrnau-Tunnel. Der auf der badischen Staatsbahnstrecke Leopoldshöhe – Lörrach – Schopfheim – Säckingen gelegene Tunnel, ist 3170 m lang und 2gleisig; er durchbricht den nördlichen Ausläufer des der Triasformation zugehörigen Dinkelberges zwischen Fahrnau und Hasel in gerader Linie. Er steigt von Fahrnau auf 385 m Länge mit 2∙5‰ und fällt dann auf 2770 m Länge mit 8‰ nach Hasel; das letzte 15 m lange Stück vor Hasel ist wagrecht.

Da bei der Bauvergebung auf Grund des geologischen Längenschnittes angenommen wurde, daß der Tunnel, von Fahrnau ausgehend, auf etwa 1300 m den Buntsandstein, auf 1400 m die Wellenkalkgruppe, auf etwa 470 m die darüber lagernde Anhydritgruppe durchfahren wird, so sind für den Vortrieb des Sohlstollens die Einrichtungen für den Betrieb mit Brandtschen Drehbohrmaschinen getroffen worden, was aber im gegebenen Falle, da hiernach sehr festes Gebirge nicht zu erwarten war, und leichte Stoßbohrmaschinen ausreichend gewesen wären, nicht zweckmäßig erschien.

Der Bohrmaschinenbetrieb ist auf der Ostseite Hasel überhaupt nicht aufgenommen worden und hat auf der Westseite Fahrnau nur etwa 2 Monate lang gedauert, weil abgesehen von der Unzweckmäßigkeit der Bohrweise entgegen der geologischen Vorherbestimmung, die erheblich unrichtig gewesen ist, der Buntsandstein schon nach etwa 400 m vom Westmund Fahrnau das Ende erreichte und die Fortsetzung der maschinellen Bohrung in der Wellenbildung noch unvorteilhafter erschien. Außerdem erschwerte stärkerer Wasserzudrang im Gefälle von 8‰ die Arbeiten.

Die Ausbrucharbeiten wurden dann von Hand fortgesetzt.

Vom Sohlstollen mit 7∙8 bis 10 m2 Querschnitt wurde durch Aufbrüche in 50 m Abständen der Firststollen mit 4 m2 Querschnitt hergestellt. Die zeitweilige Abstutzung des Vollausbruches erfolgte mittels Jochzimmerung, die Ausführung des Mauerwerkes wurde mit den Widerlagern begonnen. Die Gewölbe wurden mit 0∙5 bis 0∙6 m Stärke in Sandsteinquadern, die Widerlager aus lagerhaften Kalksteinen ausgeführt. Die Zonenlänge wechselte von 6 bis 15 m, betrug zumeist 8 m.

Der Tunnel wurde in der Zeit von Oktober 1887 bis April 1890 erbaut. Die Kosten waren mit 4∙8 Mill. M., d.i. durchschnittlich etwa 1500 M/m. veranschlagt, sind aber infolge der eingetretenen unerwarteten Schwierigkeiten und wohl auch der unzweckmäßigen und dann nutzlos gebliebenen Bohrmaschinenanlagen nennenswert größer geworden.

Dolezalek.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 4. Berlin, Wien 1913, S. 484.
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