Gaslokomotive

[254] Gaslokomotive (gas power locomotive; locomotive à gaz pour moteur; locomotiva a gas), eine Lokomotive, bei der als Betriebsmotor eine Explosionsmaschine für gasförmiges oder verdampfungsfähiges Brennmaterial angewendet wird. Die bisherigen Ausführungen haben lediglich historisches Interesse, indem die Versuche, den Explosionsmotor direkt für Eisenbahntraktionszwecke zu verwenden, bis nun keine praktischen Erfolge ergeben haben. Bei den Ausführungen von Haedicke, Montclar und Crossley wurde zum Anlassen der Maschine komprimierte Luft oder Preßgas benützt und erst nach so erfolgter Ingangsetzung des Antriebsmotors dieser auf Gasspeisung umgeschaltet. Im Jahre 1888 wurde auf der Kraftmaschinenausstellung in München von der Firma Benz & Co. eine G. für Petroleumbetrieb vorgeführt und zwei Jahre später auf der land- und forstwirtschaftlichen Ausstellung in Wien eine kleine Ausstellungsbahn mit Petroleumlokomotiven (Daimlermotoren) ständig betrieben.

In neuester Zeit ist man bestrebt, den Dieselmotor (ein Verbrennungsmotor, bei dem in der durch Kompression erhitzten Luft Naphtha zur Entzündung gelangt) für den Antrieb von Eisenbahnlokomotiven zu verwenden. Über den Bau einer solchen umsteuerbaren Lokomotive berichtet das Bull. d. Intern. E. Congr. Verb. 1913, S. 187 und die Revue générale des[254] chemins de fer et d. tramways 1913, S. 384. Diese sog. Thermolokomotive wurde von den Firmen A. Borsig und Gebr. Sulzer gebaut und steht auf der Strecke Berlin-Potsdam-Magdeburg dauernd in Dienst. Sie ist symmetrisch gebaut (Abb. 187) mit zwei Führerständen, zwei Drehgestellen (1) und zwei Triebachsen (2). Diese werden von dem eigentlichen Triebmotor (4) mittels Blindwelle (3) angetrieben. Ein zweiter Dieselmotor (7) liefert mittels Luftpumpen (8) und Zylinderreservoiren (10) gepreßte Luft, mit der das Anfahren und Manövrieren der Lokomotive vorgenommen wird.

Die Ausrüstung der Lokomotive wird ergänzt durch Brennstoffpumpen (5), Schalldämpfer (6), Vorratsbehälter für Wasser und Brennstoff (14) und einen Hilfskessel (15) für die Heizung des Zuges.

Über die Bauart Dunlop in England berichtet das Organ für Fortschritte d. Eisenbahnwesens, Jahr 1913, S. 383. Hier wird zur primären Energieerzeugung auch ein Dieselmotor benützt, der eine Hauptpreßluftpumpe antreibt. Die erzeugte Druckluft jedoch ist das eigentliche Übertragungsagens auf die Triebachsen, indem mit ihr Druckluftmotoren gespeist werden.

Über die Verwendung von Verbrennungsmotoren zur Erzeugung elektrischer Energie in automobilen Triebwagen für Eisenbahnzwecke s. »Elektrische Eisenbahnen«.

Slovsa.

Abb. 187. Diesellokomotive.
Abb. 187. Diesellokomotive.
Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 5. Berlin, Wien 1914, S. 254-255.
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